STRANGLERS

The Old Testament – The U.A. Studio Recordings (1977-1982)

Bereits das Gründungsjahr 1974 ist ein Hinweis darauf, dass die STRANGLERS schon aktiv waren, bevor Punk, wie wir ihn kennen, „erfunden“ worden war. Die bisherigen musikalischen Betätigungsfelder waren unter anderem Jazz, Blues und Psychedelic-Rock gewesen, im Gegensatz zu anderen Bands traten hier nicht 1976/77 arbeitslose, rebellische Jugendliche oder Kunststudenten auf den Plan, sondern Musiker, die schon einige Jahre im Geschäft waren.

Das brachte den STRANGLERS in der Folge den Vorwurf ein, gar keine „richtige“ Punkband zu sein – die Band selbst, deren Kernbesetzung viele Jahre aus Jean-Jacques Burnel, Jet Black und Hugh Cornwell bestand, kümmerte sich nicht weiter darum.

Sowieso war damals Punk jenseits von SEX PISTOLS, THE CLASH und SHAM 69 ein denkbar weites Feld, und in Deutschland und anderswo interessierten solch akademische Diskussionen sowieso nicht.

Als ich Jahre später Punk entdeckte, waren die STRANGLERS jedenfalls eine Punkband für mich (und übrigens auch für Jens Rachut, der ihr Rattenlogo auf die Brust tätowiert hat). Dabei hatten ihre frühen Platten sicher mehr Aggression aufzuweisen, wohingegen ab Anfang der Achtziger schon Richtung Indiepop geschielt wurde.

Wie man einer Zusammenstellung wie dieser anmerkt, hatten die Briten aber im Laufe der hier in Gänze enthaltenen Alben „Rattus Norvegicus“ (1977), „No More Heroes“ (1977), „Black And White“ (1978), „The Raven“ (1979), „The Gospel According To The Meninblack“ (1981) und „La Folie“ (1981) eine extrem hohe Hitdichte – „Hanging around“, „Peaches“, „(Get a) Grip (On yourself)“, „No more heroes“, „Nice ’n’ sleazy“, „Duchess“ und später „Golden brown“, „La folie“ und „Strange little girl“ sind zeitlose Klassiker.

Diese Zusammenstellung ist ausstattungsmäßig nur bedingt etwas für Ästheten, immerhin gibt es ein dickes Booklet mit Fotos und Diskografie, ist aber, weil so umfassend und komplett, der ideale Einstieg in Sachen STRANGLERS, die für mich bis heute eine der besten britischen Punkbands jener Ära sind.

Qualitativ hätten die Tracks der Alben „Feline“ (1983) und „Aural Sculpture“ (1984) auch noch dazugehört, erst danach stellte sich Beliebigkeit ein, würde ich die Alben nicht mehr durchgängig als Pflichtkauf bezeichnen.