Als ich Justin Sullivan vor einigen Wochen interviewte, irritierte mich irgendetwas – und nachdem ich diesen Film gesehen habe, weiß auch, was es war: Er hat sich die Zähne machen lassen! Das mag nach Gossip klingen, ist es aber nicht.
Jahrzehntelang trug die markante Zahnlücke zum verwegenen Highlander-Piraten-Look des NEW MODEL ARMY-Frontmanns bei, was in diesem, die gesamte Karriere der 1980 gegründeten Band dokumentierenden Film auch thematisiert wird.
Und wie im aktuellen Ox-Interview wird hier deutlich, wie sehr sich Sullivan, seine Partnerin (die genaue Art ihrer Beziehung bleibt auch hier im Dunkeln) Joolz und die Band immer als Außenseiter gefühlt haben, dazu gemacht wurden, sich selbst in diese Rolle manövriert haben.
In einer Mischung aus Archivmaterial, bestehend aus Livemitschnitten, TV-Aufzeichnungen und altem Videomaterial, und Bildern, die in Begleitung der Band auf Touren und im Vorfeld des 2013 veröffentlichten „Between Dog And Wolf“-Albums entstanden, wird versucht, das komplexe Phänomen NMA abzubilden: die extrem treuen Fans (gerade die in Deutschland) und ihre seltsamen Tanzbewegungen, der Holzclogs-Kult, Justins Starrköpfigkeit ...
Der Film schafft es, die Einzigartigkeit der Band herauszuarbeiten und tut das vor allem in Form von Besuchen an alten Wirkungsstätten (das abgebrannte Studio inklusive) und bei einstigen Wegbegleitern.
Einfach war es nie, nicht für die Band und nicht mit Justin, aber das ist auch der Grund für die Einzigartigkeit von NEW MODEL ARMY. So gut und unbedingt sehenswert der Film ist, so beklagenswert schlecht sind die deutschen Untertitel: durchweg falsch und schlecht übersetzt, man möchte schreien.
Also besser ohne diese schauen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Joachim Hiller