Ein großer ANTHRAX-Fan war ich eigentlich nie. Auch wenn die New Yorker um den Gitarristen Scott Ian für mich schon immer zu den sympathischsteten Bands des US-Metals zählten und einige großartige und stilprägende frühe Speed-Metal-Hymnen wie zum Beispiel "I am the law", "N.F.L.", "Gung Ho" oder "Caught in a mosh" schrieben, so war mir die sehr hohe Stimme von Sänger Joey Belladonna doch immer ein wenig zu sehr wahrer Metal, als dass ich eine ANTHRAX-Platte von vorne bis hinten genießen konnte.
1992 wurde Belladonna dann von dem ehemaligen ARMORED SAINT-Sänger John Bush abgelöst, dessen Gesang nicht nur viel erträglicher, sondern durch sein großes Stimmvolumen auch einfach besser war.
Leider interessierte mich die zur selben Zeit stattfindende Neuorientierung des ANTHRAX-Sounds dann überhaupt nicht mehr. Umso mehr jetzt "The Greater Of Two Evils", eine Art Best-of-Platte, die aber durch die Tatsache, dass alle Stücke neu eingespielt worden sind, auch eine Existenzberechtigung hat.
14 Songs von den ersten fünf Alben - also nur denen, bevor Bush zur Band stieß - haben ANTHRAX ausgesucht und in der auch schon nicht mehr ganz aktuellen Besetzung aufgenommen. Bassist Frank Bello hat die Band ja verlassen, um bei den wieder auferstandenen HELMET zu spielen.
Was auch immer ihn dazu bewogen haben mag, ob diese Entscheidung angesichts der Stärke von "The Greater Of Two Evils" und der mittlerweile völligen Redundanz von HELMET eine gute war, will ich mal bezweifeln.
ANTHRAX klangen nämlich schon lange nicht mehr so gut wie hier: druckvoll, ungehemmt und angenehm entspannt. Die Band scheint richtig viel Spaß an den Neuaufnahmen gehabt zu haben. John Bushs kraftvoller Gesang passt hervorragend zu den alten Songs, seien es die weiter oben genannten, aber auch die aus der späten Belladonna-Phase oder die damals vom ersten Sänger Neil Turbin erbärmlich eingejaulten ganz frühen Stücke.
"The Greater Of Two Evils" habe ich mit Genuss mehrmals hintereinander gehört, das hat bisher noch keine ANTHRAX-Platte geschafft. (8)
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