Nein, auch beim neuen Album gibt sich Blag Dahlia keine Mühe, mit den DWARVES in die Reihe der Bands aufzusteigen, die beispielsweise bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten rocken dürfen. Denn weder Bush noch Kerry dürften Spaß haben am Cover-Artwork: Einmal mehr wurde der Kleinwüchsige zum Cover-Star erhoben, der schon des öfteren auf DWARVES-Platten zu sehen war.
Diesmal eben als Jesus am Kreuz, umgeben von barbrüstigen Damen, und klappt man das Booklet dann auf, sieht man die vier nackt unter der Dusche. Ich schätze, das dürfte zu viel sein für jeden prüden Christen, wobei ich mir vorstellen kann, dass sich auch hierzulande jemand finden ließe, der so eine CD wegen Verunglimpfung des Christentums und seiner albernen Symbole beschlagnahmen lässt.
Okay, man mag solche Spielchen als kindische Provokation abtun, aber ich zumindest habe daran höllischen Spaß, und Blag sicher auch. Was nun die musikalisch Seite des neuen DWARVES-Albums anbelangt, so sind die Herren auch diesmal wieder völlig over the top.
"... must die" ist ein 15 Songs umfassendes stilistisches Kraut- und Rüben-Album, das zwischen Genie und Wahnsinn, brillant und trashig angesiedelt werden muss, auf dem eine powerpoppige Nummer ("Salt Lake City") auf einen Hardcoresong ("Relentless") und einen klerikal eingeleiteten Marschmusik-Stampfer ("Christ on a mic") und der auf einen komischen Crossover-Rap ("Massacre") stößt - letzterer mit einem kurzen Auftritt von Dexter Holland.
Wer die DWARVES noch nie oder nur zu ihren Garage-Zeiten mochte, der wird auch diese Platte hassen wie mindestens die beiden davor, aber wenn man sich drauf einlässt, ist das hier ein Panoptikum wirrer Ideen, die umzusetzen man einfach den Mut haben muss.
Meiner Meinung nach ist Blag Dahlia als die Fäden in der Hand haltender DWARVES-Mastermind ein echtes Genie, und die werden von ihrer Umgebung ja gerne mal für spinnert oder idiotisch gehalten - ohne dass das die Betroffenen zu stören hätte.
Ich hatte jedenfalls richtig Spaß mit dieser Platte, auf der übrigens die straighten Punknummern durchaus in der Überzahl sind. (30:30) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #38 März/April/Mai 2000 und Norbert Johannknecht
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Nadine Maas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Nadine Maas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #97 August/September 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #173 April/Mai 2024 und Nadine Maas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #27 II 1997 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #29 IV 1997 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Nadine Maas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #38 März/April/Mai 2000 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #171 Dezember 2023/Januar 2024 2023 und Nadine Maas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Nadine Maas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #61 August/September 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #118 Februar/März 2015 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #35 II 1999 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #97 August/September 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #136 Februar/März 2018 und Nadine Maas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Joachim Hiller