Eigentlich ist diese CD „nur" eine CD-R, aber da die Band aus Leeds, England sich mit der Aufmachung Mühe gegeben hat und im beiliegenden Brief bittet, ihr Debüt doch als reguläre Veröffentlichung zu besprechen, tue ich ihnen den Gefallen, für den es auch keine große Überwindung braucht.
Denn „The Death Of Time" gefällt mir ausgesprochen gut, ist es doch ein sehr eigenständiger Release, der musikalisch nur schwer einzuordnen ist. Ich würde sagen, hier steckt eine Menge noisigen Früh-Achtziger-U.K.-New Wave-Punk drin: im einen Moment lassen THE FALL grüßen, was an der spröden Rhythmik liegt, dann wieder THE CURE und dann ist da der simple Synthie-Sound, der aber immer stark in die Gitarrenklänge eingebettet ist, und von fetter Rockproduktion halten STOCKHOLM SYNDROME auch nichts, sondern setzen auf einen seltsam dünnen Sound, wie er damals üblich war.
Aufgenommen haben sie alles selbst im eigenen Analog-Studio, doch so richtig retro sind sie dabei aber auch nicht. Schwieriger Fall, das - aber mir gefällt's. Ach so, der Name: das ist der soziologische Ausdruck für das Verhalten von Geiseln, sich mit ihren Geiselnehmern zu verbrüdern.
(38:02) 7/10
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #49 Dezember 2002/Januar/Februar 2003 und Joachim Hiller