NOMEANSNO

The Day Everything Become Isolated And Destroyed CD

Als ich NOMEANSNO seinerzeit das erste Mal sah - es war wohl 1988 - hatten die gerade die EP "The Day Everything Become Nothing" sowie das Album "Small Parts Isolated And Destroyed" veröffentlicht, ich kannte ihr erstes richtiges Album "Sex Mad" von 1986, und was ich da in Augsburg neben der Monitorbox stehend zu hören bekam, machte mich sofort zum Junkie - zum NMN-Junkie, zum auf Lebenszeit von der kanadischen Band Abhängigen.

Ich wollte Punk, ich hörte Hardcore, und dann kamen die Wright-Brüder und Andy Kerr und zeigten mir, was man außer den Stereotypen noch so aus diesen Genres herausholen kann. Schweiß, Aggression, Spaß, Punk, Jazz, Hardcore, Progrock, Rap und zig andere Einflüsse wurden da in einer Weise verquirlt, dass einem beinahe die Ohren bluteten, so feurig und mitreißend wurde die Mixtur live aufgeführt.

Seitdem will ich nicht mehr ohne NMN sein, und wer immer bis heute zweifelt, ob er all den lobenden Geschichten über diese Band Glauben schenken soll, sollte sich mal einen Abend mit "The Day Everything Become Isolated And Destroyed" zurückziehen - ich bin beinahe bereit, eine Geld-zurück-Garantie bei Nichtgefallen auszusprechen.

Bei dieser CD, erstmals Anfang der Neunziger via Alternative Tentacles erschienen, handelt es sich um die Zusammenfassung der beiden Vinylformate, daher auch der neue Name, und mit "Dead souls", "Small parts ...", "Victory", "Therese, give me that knife" und "Forget your life" sind hier gleich mehrere essentielle NMN-Songs enthalten, die teils bis heute zu den Höhepunkten der Konzerte zählen.

1991, als "0+2=1" erschien, hatten NMN dann in Europa bereits durch unermüdliches Touren den Götterstatus erreicht, den sie bis heute innehaben. Ein letztes Mal war Andy Kerr an einem Album beteiligt, mit "Now" hatten die Kanadier einen swingend-groovenden zukünftigen Hit direkt an den Anfang des Albums gesetzt.

Wirklich klar wird einem die Bedeutung, die dieses Album auf die eigenen Hörgewohnheiten hatte, aber erst dann, wenn man merkt, dass man das Album zwar seit Jahren nicht mehr gehört hat - so viele Platten, so wenig Zeit -, aber einem jeder zweite Song beängstigend vertraut ist.

Hier schafft es eine Band offensichtlicht seit über zwei Jahrzehnten, auf subliminale Weise unter die Haut zu gehen, ihre komplexe Rhythmik, den seltsamen Sprechgesang, die eigenwilligen Gitarrenläufe tief in den Hirnwindungen des Hörers zu verstecken, um sie zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder reaktivieren zu können.

Beinahe beängstigend, was Musik so mit einem anstellen kann ... Wer die Band bislang nicht über die "The People's Choice"-Best-Of-CD hinausgehend kennt, dies aber ändern möchte, sollte den Kauf erwägen.

(10/9)