NOMEANSNO

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Do the wright thing

Mein erstes Konzert der aus dem kanadischen Vancouver stammenden NOMEANSNO erlebte ich in den Anfangstagen des Ox, es war wohl ihre zweite Europatour, und den Auftritt in Augsburg verbrachte ich direkt vor der Bühne, er hinterließ mich sprachlos vor Begeisterung – und nötigte mich zu meinem ersten Interview. „Sex Mad“ halte ich bis heute für das beste NMN-Album, und doch hat mich jedes weitere Konzert (auch des Ablegers HANSON BROTHERS), jeder weitere Longplayer aufs Neue mitreißen können, sind NMN eine mit ihrem komplexen, extrem rhythmischen Hardcore einzigartige Band. Nach einer knapp sechsjährigen Pause veröffentlichten die Wright-Brüder John (Drums, Gesang) und Rob (Bass, Gesang) nebst Gitarrist Tom Holliston mit „All Roads Lead To Ausfahrt“ ein neues Album, und so rief ich John zuhause in Kanada an, um ihm ein paar schlaue Fragen zu stellen.


John, ihr seid seit Ende der Achtziger Dauergäste auf deutschen Bühnen, wieso eigentlich?

Weil es uns einfach Spaß macht, in Europa zu spielen, und natürlich auch, weil wir speziell in Deutschland auch richtig Erfolg haben.

Abgesehen davon seid ihr in Europa ja insgesamt erfolgreicher als in Nordamerika. Hast du eine Erklärung?

So ganz sicher bin ich mir da nicht. Als wir 1988 das erste Mal nach Europa kamen, gab es bereits eine gut vernetzte Underground-Szene mit besetzten Häusern, autonomen Jugendzentren und so weiter. Gleichzeitig tourten damals noch recht wenige nordamerikanische Bands. Nun, wir taten es, gaben unser Bestes, spielten gute Konzerte, die Leute hatten Spaß – und wir bauten uns ein treues Publikum auf, bevor der große Ansturm amerikanischer Bands losbrach, welche Europa als das neue gelobte Land entdeckten. Wir waren ja nie Teil irgendeiner Industrie, nie eine wirklich hippe Band, aber in Europa schien uns ein viel ehrlicheres Interesse an Musik vorhanden zu sein, eine größere Offenheit für Musik aus anderen Teilen der Welt. Und wir haben in Europa eine größere Akzeptanz unserer von Originalität lebenden Musik zu erfahren. Klar, wir haben auch in Nordamerika einen gewissen Erfolg, aber hier wird von jeher mehr Wert auf den Business-Aspekt von Musik gelegt, auf das Marketing. Seit der Einführung des Musikvideos werden die Kids von der Industrie ja geradezu bestürmt, mit der Folge, dass deren Aufmerksamkeit kaum noch reicht für Musik, die nicht in den Mainstream-Medien präsent ist.

Gegründet habt ihr die Band bereits 1979.

Ja, aber wir kamen etwas zu spät, um Teil der Punkrock-Explosion Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger zu sein, erst ab 1984/85 gingen wir regelmäßig auf Tour. Und kurz darauf ging es in Europa ja dann erst so richtig los, hatte sich da eine D.I.Y.-Infrastruktur gebildet, die in voller Blüte stand, als wir erstmals nach Europa kamen. In Nordamerika kamen wir also etwas zu spät, in Europa waren wir aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es lief dann auch echt gut für uns, so bis Ende der Neunziger, als dann merklich weniger Leute zu unseren Konzerten kamen, doch erfreulicherweise haben wir bei der letzten Tour gemerkt, dass es wieder besser läuft. Und ganz erstaunlich ist auch, was ich in den letzten zwei Jahren bei unseren Touren in Kanada festgestellt habe: Das Durchschnittsalter in unserem Publikum ist ungefähr zwanzig!

Erstaunlich, denn in Europa ist euer Publikum sicher im Schnitt über 30.

Ja, aber ich wette, dass sich das in nächster Zeit auch spürbar verjüngen wird. Nordamerika und Europa sind ja nie synchron, was irgendwelche Trends anbelangt. Andererseits: Ich denke über all so was auch gar nicht so viel nach, mache mir da nicht wirklich Sorgen. Gut finde ich die Entwicklung in Nordamerika aber schon, denn es beweist für mich, dass die Kids gelangweilt sind von dem, was sie sonst zu hören bekommen, und sie irgendwas an uns reizt. Unsere Langlebigkeit, dass wir so „oldschool“ und „real“ sind vielleicht? Aber das ist schwer zu sagen, ich bin ja auch kein Soziologe.

Interessant wäre es aber schon zu erfahren, was an ein paar grauhaarigen Typen weit jenseits der vierzig interessant ist, die auch noch komische Musik machen.

Der Reiz des Neuen? Hahaha, vielleicht sind wir für die auch so eine Art Zirkusnummer, ich weiß es echt nicht. Ich denke, wir haben die Reputation, sehr intensive und ehrliche Musik zu spielen. Und ich glaube, dass die Leute Kunst mit Inhalt mögen, sie wollen irgendwas „mitnehmen“, und da ist es egal, wie alt jemand ist. Irgendwelche Künstler, die über 60, 70 sind, die ziehen ja auch noch junge Besucher, und was zählt, ist wohl, dass jemand einfach sein Ding durchzieht, sich nicht verbiegen lässt. So was wird durchaus anerkannt, und dann treten Faktoren wie Image oder Alter in den Hintergrund. Das wiederum ist ein interessantes Phänomen: Als ich begann Punkrock zu hören, konnte ich mir absolut nicht vorstellen, Musik zu hören, die zehn oder sogar zwanzig Jahre alt ist, etwa Doowop, Surf oder den Acid-Rock der Siebziger. Ich konnte das nicht ausstehen, und ja, es war schon etwas kindisch, denn es war weniger die Musik selbst, die mich abschreckte, sondern allein die Tatsache, dass sie alt war. Ich wollte stattdessen Musik, die meine Generation anspricht. Die Kids heute können sich dagegen für D.O.A. oder BLACK FLAG begeistern, dabei fällt eine Band wie die SEX PISTOLS doch eigentlich schon in die Kategorie der Rock-Dinosaurier. Die Alterslosigkeit von Punk ist also auf jeden Fall ein interessantes Phänomen, das meiner Meinung nach etwas mit der Energie dieser Musik zu tun hat. Und die anhaltende Beliebtheit von Punk demonstriert für mich auch, dass in jüngster Zeit jenseits von HipHop und Rap nicht viel Spannendes passiert ist – und das wiederum sind ja sehr urbane, amerikanische Stilrichtungen, die speziell in den Neunzigern sehr viel Energie transportierten. Auch ist das vor allem schwarze Musik, und selbst wenn Kids aus den Vorstädten diese Musik hören und die entsprechende Kleidung tragen, werden sie es doch nie schaffen, so richtig dazuzugehören. Wenn da also weiße kanadische Mittelklasse-Kids versuchen, wie US-amerikanische schwarze Großstadt-Kids zu klingen oder auszusehen, wirkt das schon etwas seltsam, da passt etwas nicht zusammen. Gleichzeitig ist die Stimme der jungen, weißen Mittelklasse-Kanadier heutzutage so farblos und langweilig, sind ihre Bands so blass und formelhaft, fehlt jeglicher Inhalt über das übliche Boy-Girl-Blabla hinaus. Diese Musik ist reine Hintergrundbeschallung ohne jede Persönlichkeit, seit die Musikindustrie sich Anfang der Neunziger Alternative-Rock und Punk aneignete, um es zu vermarkten und zu einem Massenartikel zu machen. Es verwundert also nicht, wenn dann heute doch ein paar Kids merken, dass der Punk von Anfang und Mitte der Achtziger so viel mehr Originalität und Persönlichkeit besitzt. Und man muss sich so eine BLACK FLAG-Platte ja auch nur mal aufmerksam anhören, dann merkt man, dass es technisch gesehen zwar Müll war, aber sie hatten ihren eigenen Sound und vor allem Energie. Die Musik stand da im Vordergrund, nicht die dicke Produktion. Ich bin mir aber auch sicher, dass jeder, der ein Gespür für das Echte, Richtige hat, instinktiv zu den Bands, den Platten greift, die diese Eigenschaft haben. Erst im Vergleich kann man also erkennen, wie wichtig und neu die Musik war, die da vor 20, 25 Jahren entstanden ist – und warum die so langlebig ist und auch heute noch von Bedeutung.

Trotzdem muss man ja einfach feststellen, dass seitdem kein wirklich neuer, aufregender Sound mehr geboren wurde, und so sehr ich jede neue NOMEANSNO-Platte auch schätze, so bieten doch auch eure Platten nichts wirklich grundlegend Neues mehr. Oder kennst du wirklich neue, aufregende Bands?

Nein, ich gebe dir Recht, nur ganz selten stoße ich mal auf eine Band, die etwas wirklich Anderes, Neues, Aufregendes macht. Und da wiederhole ich mich jetzt: Das ist ja der Grund, weshalb viele Leute sich lieber von 20, 25 Jahre alten Sachen inspirieren lassen. Ehrlich gesagt bin ich aber nicht gerade aktiv auf der Suche nach spannenden, neuen Bands, wühle mich nicht durch Neuerscheinungen. Stattdessen gehe auch ich weit, teilweise sehr weit zurück in der Zeit, um interessante Musik zu finden und mich davon inspirieren zu lassen. Nicht unbedingt vom Musikstil, sondern von den Musikern. Und was du über unsere neue Platte gesagt hast, das trifft natürlich zu, auch wir betreten musikalisch kein Neuland, sondern besuchen Orte, wo wir schon mal gewesen sind. Aber so haben wir das schon immer gemacht: Wir zapfen immer wieder den gleichen Energiepool an, an dem wir uns schon von Anfang an bedient haben. Das macht unsere Band aus, so sind wir eben. Was ich persönlich interessant finde, sind die Mixe, die manche Leute einfach von bestehenden Songs machen, die digitalen Manipulationen von Musik. Das finde ich spannend, weil ich nachvollziehen kann, was die da am Computer gemacht haben, aber ich sehe auch, dass viele andere das überhaupt nicht verstehen. Mich fasziniert daran, wie Leute die Grenzen des technologisch Machbaren erweitern, und weniger, ob das Ganze Substanz hat, ob das musikalisch eine Neuigkeit darstellt. Interessant wäre freilich, wenn beide Bedingungen erfüllt werden könnten.

Warst du jemals versucht, den Sound von NOMEANSNO um experimentelle, elektronische Klänge zu erweitern?

Wir haben uns nie an wirklich verrückten Dingen versucht. Wir haben zwar immer neue Ideen, aber auch nie wirklich viel Geld, um es im Studio auszugeben. Zudem hat keiner von uns wirklich Ahnung von der Technik. Immerhin, das neue Album wurde erstmals komplett digital aufgenommen und ich habe eine Menge über Pro Tools gelernt. Wir haben schon eine Menge Ideen und bauen die auch hier und da ein, aber ich gebe dir Recht, so richtig experimentell waren wir noch nie – wobei ich das für die Zukunft nicht ausschließen möchte, haha. Ich sehe es so: Wir experimentieren von jeher innerhalb unserer Musik und nicht, was die grundlegenden musikalischen Ideen anbelangt. So haben wir die musikalischen Grenzen zwar nicht erweitert, aber mit den Texten und den Emotionen in den Songs eigene Akzente gesetzt.

Wieso habt ihr seit dem letzten Album über fünf Jahre vergehen lassen?

Na ja, diese Platte hat in der Tat sechs Jahre gebraucht, oder besser gesagt sechs Monate, denn die fünfeinhalb Jahre davor saßen wir ja nur herum und haben nichts getan, um dann festzustellen, dass wir besser mal wieder ein Album machen sollten. Außerdem waren wir ja auch nicht völlig untätig, veröffentlichten ein HANSON BROTHERS-Album und waren mehr auf Tour als je zuvor. Und irgendwie hatten wir in den ersten Jahren nach der letzten Platte auch kaum mal einen neuen Song geschrieben. Irgendwie lebte jeder sein eigenes Leben, wir spielten eine Menge Konzerte, und mit dem Best-Of-Album „The People’s Choice“ hatten wir ja auch eine Menge Arbeit. Außerdem gab uns das noch mal eine Verschnaufpause, es ermöglichte uns zu touren, ohne neue Songs zu haben und mal wieder Lieder zu spielen, die wir lange links hatten liegen lassen. Wir hatten auch nicht den Druck, irgendwen mit brandneuen Liedern beeindrucken zu müssen. Es war auch nicht so, dass wir es aktiv vermieden hätten, neue Lieder zu schreiben, es hat sich halt einfach nicht ergeben. Außerdem waren wir noch nie eine Band, die ein Album aufnimmt, weil es mal wieder an der Zeit ist. Wir haben keine Plattenfirma, die uns Druck macht, und mit dieser Situation sind wir sehr glücklich. Wir haben dadurch zwar auch nicht die Marketingmaschinerie der großen Rockstars hinter uns, aber wir können uns echt nicht beklagen.

Wie entstand denn dann das neue Album?

Auf ganz seltsame Weise: Wir hatten eine Reihe von echt komischen Liedern, aber auch die Idee, dass diese neue Platte etwas straighter werden sollte als die beiden davor. Schließlich war ja „The Dance Of The Headless Bourgeoisie“ ein eher seltsames Album, und „One“ sehr düster, eine echte Herausforderung für den Zuhörer. Ich mag es wirklich, aber es ist nicht gerade ein Album, das man auf einer Party auflegt, haha. Und so war unser Anspruch an die neue Platte, dass sie etwas zugänglicher ist, mit kurzen Songs, viel Energie, einfach Punkrock, lustig – und auch wild. Und so knüpft sie direkt an unsere Platten aus den Achtzigern an. Anfangs war ich besorgt, ob das wirklich alles passen würde, ob die Songs ein stimmiges Album ergeben, doch als Rob dann anfing, Texte dazu zu schreiben, gaben diese den Songs den nötigen Zusammenhalt. Letztlich bin ich ziemlich zufrieden mit der Platte, und aus dem Freundes- und Bekanntenkreis kam bisher auch nur nettes Feedback.

Habt ihr in den vergangenen Jahren außer der Musik eigentlich noch andere Beschäftigungen gehabt? Und wie sieht euer Privatleben aus?

Also wir führen ein ganz normales Leben, würde ich sagen, also eine Mischung aus gescheiterten und brandneuen Beziehungen. Ich selbst bin der Einzige, der sich fortgepflanzt hat, ich habe zwei kleine Söhne, und so verbringe ich viel Zeit damit, einfach nur Vater zu sein, und es macht mir Spaß. Mein Bruder Rob hat sich zu einem sehr eifrigen Golfer entwickelt, er ist schon richtig süchtig danach, und mehr gibt es eigentlich nicht zu berichten. Erfreulicherweise ist es auch so, dass wir von unserer Musik leben können, so dass ich mir schon seit vielen Jahren keinen Job mehr suchen muss für die Zeit zwischen den Touren. Und so haben wir zwar nicht viel Geld, sind aber reich an Erfahrungen, haha. Aber klar, mit so einem „Seemannsleben“ ist das Familienleben nicht einfach, man ist viel unterwegs und das übt auf jede Beziehung ziemlichen Druck aus. Na ja, aber ich bin eben Musiker, das ist mein Leben, und da man nicht ständig in seiner Heimatstadt spielen kann, ist man eben viel auf Reisen.

Du bist also zuerst mit deiner Band verheiratet ...

Ha, wenn ich das sagen würde, würde ich wohl zu Hause ein Problem bekommen! Sagen wir, es ist ein schwieriger Balanceakt. Und ein Grund, warum wir von Zeit zu Zeit von der Bildfläche verschwinden, ist sicher, dass wir auch mal eine Verschnaufpause brauchen. Wenn bei einer Band zu viele „Road-Songs“ auftauchen, wenn sie kein anderes Thema mehr haben, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie zu viel unterwegs ist, haha. Und wir haben zudem noch die HANSON BROTHERS, die eine willkommene Ablenkung von NOMEANSNO darstellen, und Tom Holliston, unser Gitarrist, hatte lange Zeit seine SHOWBUSINESS GIANTS.

Aber jetzt ist die Zeit des zu Hause herumsitzens erstmal vorbei, denke ich.

Ja, wir sind ab September mal wieder in den USA auf Tour, spielen da 40 Konzerte, im November kommen wir dann nach Europa, spielen in Portugal, wo wir bislang noch nie waren, und Frankreich, und im April 2007 kommen wir dann auch mal wieder nach Deutschland – und werden im Laufe des Jahres sogar noch mal wiederkommen.

„Ausfahrt“ – ein schönes deutsches Wort, das es euch so angetan hat, dass ihr euer Album „All Roads Lead To Ausfahrt“ betitelt habt.

Nun, Ausfahrt ist bekanntlich die größte Stadt von Deutschland, weshalb es überall Hinweisschilder gibt. Mit dem Titel und dem Cover zollen wir eben den Deutschen Tribut für all die schönen Konzerte, und natürlich hat hier in Amerika kein Mensch die geringste Ahnung, was es mit dem Titel auf sich hat, und so darf ich ihn in jedem Interview erläutern. Das Covermotiv selbst wiederum ist die Parodie der Anzeigenkampagne einer Telefongesellschaft hier bei uns. Wenn man den Titel dann so versteht: „All roads lead to an exit“, ergibt das wiederum Sinn, wenn man es auf die Texte bezieht, dann hat er eine metaphysische Komponente. und wenn man dann noch nicht genug hat von unserem Humor, kann man das Booklet auch einfach umdrehen und hat dann den Titel „From Obscurity To Oblivion“ – da kommen alle Straßen her, da führen alle Straßen hin. Sehr philosophisch und ... whatever, hahaha.

Eine Frage, die mir am Herzen liegt, ist die nach der Trennung von eurem langjährigen Label Alternative Tentacles.

Als der der deutsche Vertrieb EFA vor ein paar Jahren Pleite ging, waren unsere Platten nicht mehr wirklich gut erhältlich, und so schlossen wir einen Deal mit dem englischen Label und Vertrieb Southern, die dann nach und nach unsere Platten neu auflegten. Das Problem war also der Vertrieb von Alternative Tentacles, von dem wir uns lösen wollten, und nicht AT selbst. Wir mussten da eine Entscheidung treffen.

Das war aber zu genau der Zeit, also Jello wegen seines Gerichtsprozesses gegen die DEAD KENNEDYS sowieso schon unter Druck stand und man ihm die Rechte an den DK-Platten wegnahm.

Ja, da stellen einige Leute einen Zusammenhang her, und natürlich auch Jello, aber für uns hatte die Entscheidung nichts mit Jello und AT zu tun. Wir hatten damals seit 14 Jahren zusammengearbeitet, wir wollten für Europa eine andere Lösung, und das eine ging eben nicht mit dem anderen zusammen. Interessanterweise sind wir seit „The People’s Choice“ in Nordamerika bei AntAcidAudio unter Vertrag, dem Label von Greg Werckman, der ja auch Mitbesitzer von Ipecac ist. Werckman wiederum ist der ehemalige Labelmanager von Alternative Tentacles, ein guter Freund, mit dem wir seinerzeit sehr gut zusammengearbeitet haben. Als der damals Alternative Tentacles verließ, hatten wir auch, ehrlich gesagt, schon ein ungutes Gefühl, wollten am liebsten weiterhin mit ihm arbeiten, aber von heute auf morgen ließ sich so ein Wechsel eben auch nicht machen. Werckman war ja auch einst Biafras persönlicher Manager, und wir wussten, dass unser Wechsel von AT zu AntAcid sicher auch ein komisches Gefühl hinterlässt, aber man muss manchmal auch eine unangenehme Entscheidung treffen. Echt, nichts gegen Jello, er ist ein Guter, aber eben auch eine wandelnde Soap Opera.

Kann ich das drucken?

Mann, dann wird er mich hassen ... Ach, du musst einfach auch schreiben, dass ich ihn wirklich von Herzen liebe. Er ist ein wundervoller Mensch, aber sein Leben ist ein ständiger Tumult, und er braucht dieses Chaos auch. Er stürzt sich ständig kopfüber in irgendwelche Situationen und er ist dickköpfig. Dieses ganze DEAD KENNEDYS-Theater, das hätte sich alles mit einem Kompromiss aus der Welt schaffen lassen, vor 15 Jahren schon, aber Kompromisse sind seine Sachen nicht und so hat er sich beinahe ruiniert. Er hätte viel Zeit, Geld und Energie sparen können. Aber er hat eben seine Prinzipien, von denen er nicht lassen kann, und so wurde er zum Verlierer. Aber zum Glück läuft Alternative Tentacles ja als Label weiterhin gut, was ich so mitbekomme. Wir bereuen jedenfalls nicht, dass das mal unser Label war, sie haben uns sehr geholfen.

Ihr habt seit neuestem eine richtig schöne Website, die auch sehr lustig zu lesen ist. Wer steckt dahinter?

Ein gewisser John Chedsey aus Denver, Colorado, den wir auf Tour kennen gelernt haben. Er freundete sich mit Tom an, und hatte schon vor vielen Jahren einen Chat über NOMEANSO gestartet namens „Satan stole my teddybear“. Da tauschten sich dann viele Fans über NOMEANSNO und die damit zusammenhängenden Bands aus. Später heuerten wir ihn als Tour-Merchandiser an, und er machte dann aus seinem Forum mit einem Freund zusammen eine richtige NMN-Website. Ich bin froh darüber, denn davor hatten wir keine eigene Seite, es gab nur eine recht gute deutsche Website unter nomeansno.de sowie diverse andere Fansites. Und wir haben ja letztlich auch nur zehn Jahre gebraucht, um wie alle anderen auch eine richtige Website zu haben, haha.
John, ich danke dir für das Interview.
nomeanswhatever.com
nomeansno.de