Schreibt man sie nun ohne Auslassungsapostroph hinter „Flamin“ oder nicht? Vielfach hängt der Apostroph dran, auf diesem Plattencover allerdings fehlt er. Markant ist das Coverartwork von Bob Zoell im Comic-Style mit klaren Anspielungen auf Mickey Mouse – damals war die Rechtsabteilung von Disney scheinbar noch nicht so fix im Verklagen ...
Gegründet 1965 im San Francisco der Hippie-Jahre, dauerte es noch über zehn Jahre bis zum „Ausbruch“ von Punk, bis die Band in einem entsprechenden Umfeld auch etwas Erfolg hatte. „Supersnazz“, erschienen im September 1969, war das erste Album der Band – und floppte nach Meinung des Labels, es blieb ihr einziges Major-Album.
„Flamingo“ „folgte“ 1970, „Teenage Head“ 1971, „Shake Some Action“ (mit dem epochalen gleichnamigen Song als „dem“ FLAMIN GROOVIES-Hit) 1976, „Now“ 1978 und „Jumpin’ In The Night“ 1979 – zwei Spätwerke folgten noch, die Band ist (mit Unterbrechungen) bis heute aktiv, ein weiterer neuer Longplayer also nicht ausgeschlossen.
Aber zurück zu „Supersnazz“, das damals trotz Wurzeln im Sixties-Garage-Rock schon klare Anzeichen der „Moderne“ erkennen ließ, so wie die STOOGES auch. Bands, die ihrer Zeit voraus sind, erkennt man eben daran, dass ihre Platten im Vergleich zu Zeitgenossen wirken, als wären sie erst im nächsten Jahrzehnt aufgenommen worden – und daran, dass sie bis heute nicht so alt klingen wie andere Aufnahmen aus jener Zeit.
Ihre Cover von Eddie Cochrans „Somethin’ else“ oder von Al Dexters „Pistol packin’ mama“ etwa klingen, als habe sich da eine Siebenundsiebziger-Punkband darüber hergemacht. Ihre Vorliebe für sweeteste Harmonien machte sie dann im weiteren Verlauf ihrer Karriere zu Wegbereitern des Powerpop, gleichzeitig pflegten sie ihre Leidenschaft für Fifties-Rock’n’Roll – und als dann Punk plötzlich „offiziell“ war, passten sie auch gut in die Szenerie, die sich da beispielsweise in New York und London und Paris entfaltete – eine kluge Entscheidung der Band, zu jener Zeit nach England überzusiedeln.
Im Grunde haben alle FLAMIN GROOVIES-Alben einen Platz im Regal verdient, wobei aber sicher der Griff zuerst zu „Shake Some Action“ gehen sollte – und später dann zu „Supersnazz“.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #143 April/Mai 2019 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #115 August/September 2014 und Joachim Hiller