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BOB MOULD

Sunshine Rock

Auf Bob Mould war in den letzten zehn Jahren Verlass: alle paar Jahre ein neues Album, eine Tour, mitreißende Konzerte – wenn man in den Achtzigern Fan von HÜSKER DÜ war, muss man das Schaffen von Bob auch heute noch lieben.

Dabei musste man zwischenzeitlich auch mal zweifeln an der Geschmackssicherheit des Mannes, der als Sänger und Gitarrist der Band aus Minneapolis erst Hardcore- und später mit SUGAR Alternative Rock-Geschichte schrieb.

Denn mit ein paar seiner nach SUGAR (1992-95) entstandenen Alben – speziell „Modulate“ von 2002 und partiell die Folgewerke „Body Of Song“ (2005) und „District Line“ (2008) sind zu nennen – sorgte er, der zu jener Zeit als Veranstalter der DJ-Partyreihe namens Blowoff elektronischer House Music recht zugetan war, bei Liebhabern seiner „normalen“ Klangfarbe für latente Verzweiflung: „‚Modulate‘ war ein sehr elektronisches Album, das meine Fans aus der Rockwelt ziemlich verwirrte“, gibt Mould im Ox-Interview zu.

Spätestens seit „Silver Age“ von 2012 war wieder alles in Ordnung für unsereins: „Da bin ich wieder sehr zu meinem traditionellen Sound zurückgekehrt. Ich finde, die letzten vier Alben sind wirklich gut gelungen“, urteilt Mould, und speziell „Sunshine Rock“, Moulds neuestes Werk, ist über die gesamte Distanz von zwölf Stücken stark.

Aufgenommen wurde es mit Jason Narducy am Bass und Jon Wurster am Schlagzeug in San Francisco, was für Mould freilich eine weite Reise bedingte: seit mittlerweile drei Jahren schon lebt Mould mit seinem Partner in Berlin.

2016, als Mould in die deutsche Hauptstadt umzog, war auch „Patch The Sky“ erschienen, wie das neue Album und die beiden davor auf Merge Records – Konstanz statt Label-Hopping wie zuvor, und Merge, geleitet von Laura und Mac von SUPERCHUNK, ist für so zeitlose wie traditionelle Musik, wie sie Mould macht, wohl einfach ein sicherer Hafen.

Im HÜSKER DÜ-Werkkanon gilt das finale 1987er Doppelalbum „Warehouse: Songs and Stories“ ja irgendwie als Stiefkind, der Anfang vom Ende – ich liebe es, und es ist für mich die Blaupause für alles, was Bob Mould seitdem gemacht hat an „hüskeriger“ Musik.

Immer wieder erkenne ich bei „Sunshine Rock“ die damals geprägte Klangfarbe. Schon der Titelsong hier ist wundervoll, der Gitarrensound unverkennbar, ein kleiner Hit gleich zu Beginn, und „What do you want me to do“ macht genauso kraftvoll weiter, „Sunny love song“ lässt nicht locker – „Ice cold ice“ anyone? „Thirty dozen roses“, „The final years“ ...

der muntere Hitreigen geht weiter, bis dann kurz vor Schluss noch ein Höhepunkt gesetzt wird: Mould und Co. covern perfekt den SHOCKING BLUE-Übersong „Send me a postcard“ von 1970. Eine HÜSKER DÜ-Reunion war für Mould immer undenkbar, angesichts von „Sunshine Rock“ muss man nicht traurig sein, dass diese nach Grant Harts Tod nun wirklich nie kommen wird.