BOB MOULD

Life And Times

HÜSKER DÜ sind neben WIPERS und JOY DIVISION eine meiner drei Über-Lieblingsbands. SUGAR und Bob Moulds Solo-Releases fallen entsprechend unter uneingeschränkt verehrungswürdige Nachfolger, doch so schwer es mir fällt: Bob Mould hat den Bogen überspannt.

Denn, und ab hier zitiere ich mich selbst aus der Rezension des 2008 erschienenen „District Line"-Albums - er hat es wieder getan: Herr Mould hat am beliebten Stimmfrequenzmanipulations-Gadget „Auto-Tune" (auch gerne fälschlich als „Vocoder" bezeichnet und seit Chers monströsem „Believe" allgemein bekannt) ernsthaft Gefallen gefunden und straft mit seinem neuen Album seine Worte aus dem Ox-Interview erneut Lügen.

Damals hatte er behauptet, der penetrante Auto-Tune-Einsatz sei eher zufällige Spielerei als Absicht - beim zweiten und erst recht beim dritten Mal glaubt man so einer Aussage nicht mehr, denn auch auf „Life And Times" bringt der Ex-HÜSKER DÜ- und Ex-SUGAR-Frontmann den prägnant-penetranten Effekt (Was Botox für die Fresse, ist AutoTune für die Stimme ...) ständig zum Einsatz.

Und wie es so ist, wenn man sich am Pickel im Gesicht seines Gegenübers erstmal „festgeschaut" hat, fällt es schwer, darüber hinwegzusehen. Ja, die Stimm-Manipulation fällt diesmal dezenter aus, aber sie ist hörbar, und sie nervt, ist ganz große Scheiße, um es auf den Punkt zu bringen.

Ich bin ein beleidigter Fan, der sich um den ungestörten Albumgenuss geprellt fühlt, und dabei hätte alles so schön sein können, denn dass Mould die HÜSKER DÜ-Version von Punk immer noch beherrscht, beweist er mit dem rasanten „Argos".

Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, „Wasted world" kickt auch, aber ... man ahnt es. Ich werde von Mould sicher nie loskommen, mir seine Liveshows (ohne manipulierte Vocals) anschauen, ich verehre sein Songwriting, doch seine Alben der letzten Jahre sind und bleiben enttäuschend.

Zu einem neuen „Workbook" wird es wohl nie mehr reichen.