SCREAM

Still Screaming / This Side Up CD

Im Rahmen des Remaster-Projektes von Dischord werden bekanntlich nach und nach die Releases des Labels in überarbeiteter Form neu veröffentlicht - so auch die beiden ersten Alben von SCREAM, die immer eine meiner liebsten Dischord-Bands gewesen sind.

Die beiden Alben, Katalognummern 9 und 15 1/2, erschienen ursprünglich 1983 und 1985 und waren in identischer Aufmachung und mit identischem Tracklisting bereits 1993 auf einer CD zusammengefasst worden - seinerzeit im Doppelpack mit einer zweiten SCREAM-CD, auf der die Alben 4 und 3, „Fumble" und „Banging The Drum" enthalten waren, wobei gerade das letzte Album damals SCREAM noch einmal posthume Aufmerksamkeit zuteil werden ließ, denn Dave Grohl hatte hier bis zum Sommer 1990 Schlagzeug gespielt, um die Band dann mitten auf der Tour in L.A.

zu verlassen und bei NIRVANA einzusteigen. Die beiden SCREAM-Gründer Peter Stahl (Gesang) und Franz Stahl (Gitarre) ließen SCREAM daraufhin sterben, denn auch Basser Skeeter Thompson war abgesprungen, und etwas später gründeten sie WOOL, denen der große Erfolg trotz Majordeals jedoch versagt blieb.

Die ersten beiden SCREAM-Platten jedenfalls sind für mich mit das beste, was in Sachen Punk/Hardcore in den Achtziger in den USA veröffentlicht wurde: großartige Scheiben, auf denen Wut und Aggression mit eingängigen Melodien und exzellentem Songwriting sowie engagierten Texten kombiniert wurden.

„Came without warning" ist für mich einer der besten SCREAM-Songs ever, straighter, brutaler Hardcore, während „Fight/American Justice" genau das Gegenteil ist, trotz des direkten Textes: von Dub/Reggae beeinflusster Punk à la THE RUTS.

Dem zweiten Album „This Side Up" hört man dann die zwei Jahre Unterschied doch stark an: von der rauhen, ungestümen Punkigkeit ihres Debüts haben sich SCREAM hier schon stark abgesetzt und sich Richtung Indie-Rock entwickelt, was damals ja beispielsweise auch bei ihren Kollegen GOVERNMENT ISSUE, aber auch 7 SECONDS und anderen der Fall war und von den Fans nicht nur positiv aufgenommen wurde.

Mein Fave des Albums ist auf jeden Fall der Titeltrack, der zwar irgendwie trotz neuem Mastering immer noch komisch verschwommen klingt, aber einfach ein begeisternder Song mit Killer-Refrain ist.

Genauso gut: das dubbige „Still screaming", das den Titel des ersten Albums aufgreift und mit 6:47 alles andere als eine klassische HC-Nummer ist. Im Booklet (unverändert) gibt's alle Texte, Fotos und Angaben zu Besetzung und den Aufnahmen.

Essentielle Band, essentielle Veröffentlichung (79:11) 9/10