SCREAM waren für mich neben DAG NASTY immer die meistgehörte DC-Band, und wie GOVERNMENT ISSUE auch hatten sie den Pfad klassischen Hardcores schon bald wieder verlassen, widmeten sich ab Mitte der Achtziger melodiöseren Hardcore-Klängen, mit Einflüssen aus Metal, Rock und Reggae gleichermaßen.
SCREAM wurden 1981 im knapp außerhalb der Stadtgrenzen von DC gelegenen Alexandria, Virginia gegründet, mit Peter Stahl als Sänger, seinem Bruder Franz Stahl an der Gitarre, Bassist Skeeter Thompson und Drummer Kent Stax.
Mit „Still Screaming“ erschien 1983 ihr erstes Album auf Dischord, „This Side Up“ folgte 1985, 1987 dann „Banging The Drum“, „No More Censorship“ 1988 (nicht auf Dischord, sondern auf RAS Records), 1993 gefolgt vom posthumen (1990 löste sich die Band auf) Spätwerk „Fumble“, wieder auf Dischord.
SCREAM waren in der zweiten Hälfte der Achtziger ständige Gäste auf den Bühnen europäischer Jugendzentren und besetzter Häuser, zu einer Zeit, als Europatouren von US-Bands noch die Ausnahme und nicht die Regel waren.
2011 meldeten sich SCREAM mit der „Complete Control Sessions“-10“ auf SideOneDummy zurück, tourten sogar. Während die Dischord-Releases fast immer verfügbar waren, war das bei „No More Censorship“ lange Jahre nicht der Fall – und wenn ich ganz ehrlich bin, war es auch kein SCREAM-Album, das ich seinerzeit übermäßig geschätzt habe, entsprechend wenig vermisst hatte ich es.
Warum? Schon mit „Banging The Drum“ hatte sich so ein gewisser Hardrock-Einschlag bei SCREAM eingeschlichen, den ich seinerzeit wenig mochte, und das setzte sich bei „No More Censorship“, auf dem erstmals Dave Grohl als Drummer zu hören ist, fort.
Die Band hatte sich vom „typischen“ DC-Hardcore-Sound ihrer ersten beiden Alben weiterentwickelt, wie ihre Ex-Labelkollegen DAG NASTY seinerzeit auch, und das Ergebnis stieß in Europa, wo man sich vor allem für die beiden Erstlinge begeisterte, damals schon auf gemischte Resonanz – „Hit me“ etwa ist echt grausam ...
–, denn bei der „Banging The Drum“-Tour klang die Band live eben anders als erwartet. Entsprechend reserviert empfinde ich auch die Neuauflage, sie versöhnt mich nur punktuell. Zum Rerelease konnte es übrigens nur kommen, weil Fotografin Naomi Petersen die Bänder mit den Aufnahmen gehütet hatte, die von Southern Lord nun sorgsam remastert wurden.
Komplett neu erstellt wurde das Artwork, deshalb auch der neue Titel „NMC 17“. „No More Censorship“ war damals eine Reaktion auf entsprechende Tendenzen unter Reagan (Stichworte: Tipper Gore, PMRC, DEAD KENNEDYS), und die Band sieht heute wieder ähnliche Entwicklungen, lehnt das Coverartwork an das Schaffen von Ai Weiwei an.
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