Wenn Billie Joe Armstrong bei den Grammys ein Shirt der Band BAD NERVES trägt, dann macht das neugierig. Was ist das für eine Gruppe, die der Sänger von GREEN DAY öffentlich bereits in höchsten Tönen gelobt hat? Als es im Jahr 2015 mit BAD NERVES losging, hatte die Band bereits eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo es musikalisch hingehen soll. Was ihr auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum schon gut gelungen ist, hat sie auf dem Nachfolger „Still Nervous“ nun weiter optimiert. BAD NERVES stehen für eine treibende und energiegeladene Mischung aus Punk und Rock’n’Roll mit gleichzeitig poppigen Melodien. Bereits der Opener „Don’t stop“ verrät nicht nur mit seinem Titel, was man von den insgesamt zwölf Songs erwarten kann. Ruhigere Passagen sind eine absolute Seltenheit. Ein hohes Tempo und eine positive Hektik bestimmen das Grundgefühl des Albums. Als Ausnahme könnte man den Song „Sorry“ nennen, der durch seinen eher gemächlichen Rhythmus eine gewisse Schunkelatmosphäre erzeugt. Wie auch schon beim Vorgänger unternimmt die Band soundtechnisch eine kleine Zeitreise und hat sich einen Stil angeeignet, den man sonst eher von Punkbands aus den Siebzigern kennt. Dabei hatte ich eine Menge Spaß daran, immer wieder neue Referenzen zu den RAMONES zu entdecken. Wichtig ist hierbei zu sagen, dass das Ganze weder kopiert noch uninspiriert wirkt, sondern eher wie eine moderne Version von etwas, das man schon mal gehört hat. Ein großer Pluspunkt ist außerdem, dass man förmlich spüren kann, wie viel Spaß die Band beim Aufnehmen der Platte hatte – und dieses Gefühl ist echt ansteckend! Viele der Songs haben eine knackige Länge und gehen dank der einheitlichen Produktion gut ineinander über, so dass man die Platte problemlos in einem Rutsch durchhören kann. Den einen großen Hit gibt es in diesem Fall nicht, dafür funktioniert das Album aber als Gesamtprodukt. Diese Stärke ist gleichzeitig auch eine kleine Schwäche: Manche Songs sind in ihrem Stil und Arrangement so nahe beieinander, dass beim Hören zwischendurch ein kleines bisschen Monotonie aufkommt. Als umso stärker empfinde ich deshalb Nummern wie „USA“ oder „You’ve got the nerve“, die durch ihre simplen und catchy Refrains im Kopf bleiben und einen höheren Wiedererkennungswert haben. Unterm Strich dürfte „Still Nervous“ ein Release sein, auf den sich viele Punkfans generationsübergreifend einigen können. Nostalgische Einflüsse sind heutzutage schließlich sehr beliebt. Mit Blick in die Zukunft bin ich gespannt, inwieweit sich die Band weiterentwickelt und das Bedürfnis hat, musikalisch neue Dinge auszuprobieren. Denn ein drittes Album in genau dem Stil und ohne neue Komponenten könnte dafür sorgen, dass die Magie dieser besonderen Ästhetik etwas verlorengeht.
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