Foto

SEX PISTOLS

Steve Parkhouse, Jim McCarthy

Die Geschichte der SEX PISTOLS als Comic? Das komplexe Phänomen des Punk in ein paar Bilder packen und dabei keinen Scheiß erzählen? Geht eigentlich nicht ... und ging doch. 2008 bereits erschien das englische Original, 13 Jahre später nun die deutsche Fassung, und da kann man schon die Sinnfrage stellen: So komplex ist der textliche Teil nicht, als dass es grundsätzlich eine deutsche Übersetzung gebraucht hätte. Aber die Übesetzung ist gelungen und locker, von daher kann ich mich mit dieser Fassung gut anfreunden. Ich bin tatsächlich beeindruckt, wie Autor Jim McCarthy und Zeichner Steve Parkhouse die Geschichte der SEX PISTOLS, ihre popkulturelle Bedeutung, die Persönlichkeit von John Lydon, Malcolm McLaren und Sid Vicious umgesetzt haben. Schon das Vorwort von Mark Paytress, die Kontextualisierung von Punk und die Einordnung der Figuren hier in die viktorianische Tradition ist gelungen. Steve Parkhouse, der seine Arbeitsweise im Anhang erklärt, hat einen guten Strich, die passenden Bilder zu den markanten Szenen aus der kurzen Geschichte der Pistols, und die Dialoge, Textfetzen und Erklärungen von Jim McCarthy kommen absolut auf den Punk(t), ohne zu verkitschen. Klar, die 100 Seiten sind ein Zeiraffer, sind konzentriert und zugespitzt, aber haben dadurch auch mir nochmal ein paar erhellende Einsichten zu (britischem) Punk verschafft. Dass das „Outro“ mit Gedanken von Lydon 30(?) Jahre später angesichts von dessen Wandlung zum Vollidioten in den letzten paar Jahren veraltet wirkt – geschenkt. „SEX PISTOLS – Die Graphic Novel“ ist kein Fanboy-Kitsch, sondern smarte zeichnerische Aufbereitung einer musikalischen Revolution.