HERBST IN PEKING wurden 1987 in Ost-Berlin gegründet (in einem Atemzug mit FEELING B oder DIE SKEPTIKER zu nennen) von Sänger Rex Joswig, der auch die Radiosendung „Grenzpunkt Null“ moderierte, die in den Neunziger Jahren auf DT64 lief und später auf dem Sender MDR Sputnik.
Ihr Song „Bakschischrepublik“ wurde zur Wendezeit eine Hymne der DDR-Rockszene. 1996 gelang der Band auf ihrer EP „Das Jahr Schnee“ ein kleiner Geniestreich in Gestalt des Songs „Jesus im Schnee“: eine dunkle und surreale Inszenierung von Jesus und (oder auf) Kokain mit einem wunderbar schrägen Text und dies auf einem extrem lässigen Groove.
Auch auf ihrem aktuellen Album kann man der Band über den Pfad von elektronisch angeheiztem Dark Rock mit seitlichen Abstechern zu Dub und Doom folgen. In jedem Fall bewegt sich die Band erneut mit dystopischen Texten – meist in einer Art Sprechgesang – in der Grauzone.
Dies zeigt sich auch an der Verwendung eines Textes von Álvaro de Campos, Dichter-Alias des Verwandlungskünstlers Pessoa, für den Song „Ich bin nichts“. Wer mit Bands wie DIE ART oder FLIEHENDE STÜRME etwas anfangen kann, der wird auch HERBST IN PEKING zu schätzen wissen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Markus Kolodziej