REGIERUNG

So drauf / Unten

Spex-Autor und GEISTERFAHRER-Frontmann Michael Ruff hatte 1990 das sechs Jahre zuvor entstandene Debütalbum „Supermüll“ der Essener Band DIE REGIERUNG als beste deutsche Platte der Achtziger bezeichnet.

Dadurch fühlte sich deren Frontmann Tilman Rossmy dazu genötigt, seine auf Eis gelegte Band zu reanimieren und für Alfred Hilsbergs Label Scratch’n’Sniff ein zweites Album namens „So allein“ aufzunehmen, das aber ein kommerzieller Flop wurde.

Erst der Umzug nach Hamburg und die beiden bei L’Age d’Or veröffentlichten Platten „So drauf“ (1992) und „Unten“ (1994) bescherten der Band im Zuge eines plötzlichen Hypes um deutschsprachige Musik unter dem Etikett „Hamburger Schule“ größere Aufmerksamkeit, ohne dass die Band damit den Kultstatus des BLUMFELD-Albums „Ich-Maschine“ von 1992 erreichte.

Während man auf eine Wiederveröffentlichung von „So allein“ noch warten muss, wurden jetzt nach „Supermüll“ bei play loud! auch „So drauf“ und „Unten“ auf Vinyl in vorbildlicher Qualität neu aufgelegt („Unten“ gab es bisher nur auf CD), versehen mit Textblättern und den Bonustracks der alten CD-Versionen, wobei bei „So drauf“ der elfminütige „Lebenslangdraufmix“ des Titeltracks fehlt.

Mehr als zwanzig Jahre nach ihre Erstveröffentlichung klingen beide Platten immer noch fantastisch, wenn nicht sogar noch besser als damals – nennen wir es Zeitlosigkeit. Das gilt gerade für „So drauf“ mit seinem treibenden, mit Orgel instrumentierten und an die Melodiösität der australischen THE SAINTS erinnernden ungeschliffenen Garage-Sound.

Zwei leider in Vergessenheit geratene Meilensteine des deutschsprachigen Indierock, von denen sich aktuelle deutsche Befindlichkeitsrocker noch eine dicke Scheibe abschneiden können.