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REGIERUNG

Da

Tagesaktuelle Kommentare zum Thema „Regierung“ schenke ich mir an dieser Stelle, meine Sympathien gelten aber ganz klar der Band DIE REGIERUNG, die 1982 in Essen gegründet wurde und deren erstes Album „Supermüll“ von 1984 Michael Ruff 1990 in der Spex als beste deutsche Platte der Achtziger bezeichnete. 1995 löste man sich auf, um 2006 dann unter diesem Namen weiterzumachen, auch wenn Frontmann Tilman Rossmy inzwischen in Hamburg ansässig ist, der neben Robert Lipinski (Bass) das einzig verbliebene Urmitglied ist, nachdem Schlagzeuger Thomas Geier inzwischen nicht mehr mit an Bord ist. Mit „Raus“ nahm DIE REGIERUNG 2017 ein wirklich gelungenes Reunion-Album auf, das deren charmant schrammeligen, folkigen und poppigen Indierock gekonnt wiederaufleben ließ, der Mitte der der Achtziger noch zu den echten Pionierleistungen im Bereich alternativer deutscher Rockmusik gehörte. Vor allem auch dank Rossmys völlig unpeinlicher Texte, verpackt in herrlich unprätentiöse, gutgelaunte Songs. Zwei Jahre später folgte „Was“, bei dem aber die gewohnte Lässigkeit und Coolness irgendwie auf der Strecke blieb und das keinen großen Eindruck bei mir hinterließ. Mit „Da“ (Vinyl-only) können DIE REGIERUNG aber wieder an die Qualität ihres ersten Reunion-Albums anknüpfen. Vorab gab es bereits die Single „Tiefe tiefe Liebe“, einer dieser typischen unwiderstehlichen DIE REGIERUNG-Hits, der durch den Einsatz von Keyboards sogar eine leichte Wave-Note bekommt. Es ist zwar nicht ganz sicher, ob „Da“ jetzt fürchterlich anachronistisch ist oder tatsächlich zeitlos, Rossmys gefühlvolles Songwriting präsentiert sich auf jeden Fall wieder sehr abwechslungsreich und smart. Mit „Da“ sprechen sie wohl nicht die Zielgruppe von ANNENMAYKANTEREIT, ISOLATION BERLIN oder anderen angesagten deutschsprachigen „Lichtgestalten“ an, aber ich muss eigentlich nicht lange überlegen, wem ich da jederzeit den Vorzug geben würde.