Ich war noch nie in Island. Ich stelle mir da eine karge, halbwegs urwüchsige, unwirtliche, fast surreal anmutende Natur vor, die genauso atemberaubend wie furchteinflößend ist. Eine ähnliche Atmosphäre wohnt auch der Musik des isländischen Krachkollektivs SÓLSTAFIR inne.
Stellt euch vor, ihr seid in einer solchen Landschaft mit dem Auto unterwegs: Das, was sich da vor euren Augen abspielt, ist in etwa eine visuelle Entsprechung dessen, was die vier Isländer in Form von „Köld" vertont haben.
Mal episch flächig, mal schleppend doomige Krachkonstellationen, die mitreißen und isolieren, die gleichzeitig Spaß machen und Besorgnis erregen. Kommt an mancher Stelle NEUROSIS (vor allem der Gesang) verdächtig nah, ist an anderer aber wieder so weit wie nur irgendwas entfernt davon.
Die Gesangsbeiträge kommen alle recht nachdenklich bis traurig (stimmungsmäßig, nicht qualitativ!) daher, weshalb die Scheibe einen recht düsteren Eindruck vermittelt. Am Horizont bleibt aber stets eine vage Hoffnung erkennbar.
Musikalisch ist das Prinzip ebenso trivial wie wirkungsvoll und so schon tausendfach ähnlich reproduziert. Funktioniert offensichtlich immer wieder (mal mehr, mal weniger gut). „Köld" (bedeutet so viel wie „sehr kalt") passt gut in den nun schon länger anhaltenden Trend - bereits mit Albernheiten wie „Thinking Man's Metal" oder „Heady Metal" beschriebener - postrockiger, ambienthafter Metal-Derivate.
Dass immer mal wieder guter Stoff aus Island aufs Festland herüber weht, dürfte ja hinlänglich bekannt sein, weshalb das hohe Niveau dieser Scheibe, auch wenn sie keine musikalische Offenbarung ist, nicht überrascht.
© by Fuze - Ausgabe #109 Dezember 2024 /Januar 2025 2024 und Manuel Stein
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