POLVO

Siberia

2009 waren POLVO nach zwölfjähriger Sendepause mit „In Prism“ wieder auf der musikalischen Landkarte aufgetaucht, fast in Originalbesetzung, nur der Schlagzeuger war ein anderer. Eine kaum zur Kenntnis genommene Reunion, denn bereits zu Touch & Go-Zeiten Mitte der Neunziger hatte es die in Chapel Hill gegründete Band mit ihrem vertrackten Noise-Math-Rock eher schwer, ein passendes Publikum zu finden.

Gerade ihre letzten beiden Platten „Exploded Drawing“ und „Shapes“ waren beeindruckend frickelige Prog-Monster, an denen man sich die Zähne ausbeißen konnte. Mit ihrem aktuellen Album „Siberia“ kommen sie zwar deutlich eingängiger daher, beherrscht wird ihr Sound allerdings immer noch von einem präzisen, kantigen Math-Rock, eher melodisch als disharmonisch, der aber deutlich weniger revolutionär als in ihrer Frühzeit wirkt.

Vor allem in Zeiten, in denen sich gefühlt jede zweite Band den wildesten Progrock-Sperenzchen hingibt, scheinen POLVO eher leicht hippieeske, rückwärtsgewandte Vertreter dieser speziellen Demontage von Rock-Schemata zu sein.

Aber selbst in dieser milderen, abgeschwächten Form bleiben POLVO hinsichtlich ihrer Virtuosität nach wie vor ein Genuss, so wie ihre kompakten, energetischen Songs einen Haken nach dem anderen schlagen, ohne dabei an Wucht einzubüßen, was sie auf „Siberia“ manchmal fast in Sphären von Powerpop katapultiert.

A nice return to form, wenn nicht sogar weit mehr als das.