Endlich ein Album, an dem sich wieder die Geister scheiden werden, das bewegt und den Hörer zu einer Stellungnahme drängt. Die Zwangsgeburt PIT ER PAT aus Chicago tritt der schon stinkenden Leiche des Postrock noch mal gehörig in den Hintern.
Als der Sänger und Gitarrist der BLACKBIRDS kurzerhand seine Band Richtung New York verließ, waren die Gesichter des restlichen Trios wohl lang, stand doch ein fest gebuchter Gig an. Was nun machen mit Schlagzeug, Bass und einem Electro-Piano? Ein neues Set wollte entworfen werden, und was erst zwangsweise kreiert wurde, sollte sich weiterentwickeln und nun unter dem Namen PIT ER PAT die Hörer mitreißen.
Bass und Schlagzeug nutzen den gewonnen Raum offensiv und schlendern vital hindurch, mit wechselnden, verschachtelten Tempi entwirft man dynamische Songs. Dazu ein prägnantes Piano, welches als hektischer Mitstreiter der Rhythmussektion genauso überzeugt wie als melodische Linien durch den Raum werfendes Instrument.
An diesen hangelt sich Fay Davis-Jeffers, die Frau hinter den Tasten, mit ihrer eindringlichen Stimme manchmal bereitwillig lang, rennt aber auch schon mal kreuz und quer durchs musikalische Gelände.
Vor eingestreuten Polkarhythmen wird genauso wenig zurückgeschreckt wie vor Percussion-Klängen, die sich beruhigt in die Garde der Bands des Labels 54°40' Or Fight einreihen können. Zwischendurch stehen PIT ER PAT zwar auf wackeligen Jazzelementen, man verzeiht ihnen aber schnell und der belebenden Atmosphäre tut dies auch keinen Abbruch.
Dazu kommt ein wenig der Hauch des Kabaretts, was wiederum die DRESDEN DOLLS in Erinnerung ruft, aber mehr dessen erzeugte Stimmungsbilder meint als musikalische Analogien. Ein umwerfendes, vertracktes und trotzdem hochgradig hörbares Debüt, was kann man in der Zukunft von dieser Band wohl noch erwarten? (38:43) (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #80 Oktober/November 2008 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Simon Brüggemann