Es gibt diesen US-Horrorfilm, wo Fremde, die sich eine Kleinstadt verirren, von den irren Locals samt ihrem Auto entsorgt werden: „a place to bury strangers“ ist da vonnöten. Immer noch ist es einer der coolsten Bandnamen und immer noch ist Oliver Ackermann mit seiner Vision der ultimativen Band gewordenen Lärmerzeugungsmaschine aktiv. Ich habe hier ja echte Verlustängste. Da hat man eine Lieblingsband, hört dann aber immer wieder für lange Phasen nichts mehr von der, so dass man denkt: Oh nein, bitte nicht ... Doch schon 2021 hatte es mit der „Hologram“-EP ein neues Lebenszeichen gegeben von der seit 2002 existierenden Band, deren Gründungsmitglied Ackermann damals gar nicht war. Seit dem Ausstieg von Gründer Tim Gregorio 2006 ist er aber als Sänger und Gitarrist alleiniger Kopf der Band aus Brooklyn, von der vor 2009, als via Mute das Debütalbum „Exploding Head“ erschien, in Europa kaum jemand Notiz genommen hatte. Die wechselnden Besetzungen von APTBS bedeuteten aber auch über die bislang fünf Studioalben – „s/t“ (2007), „Exploding Head“ (2009), „Worship“ (2012), „Transfixiation“ (2015), „Pinned“ (2018) – hinweg nie einen relevanten grundsätzlichen Richtungswechsel. Markant ist und bleibt – auch auf „See Through You“ – das fast schon elektronisch wirkende Schlagzeugwummern, das rasende, übersteuerte, verzerrte Gitarrenspiel und der hallige Gesang. Eben all das, was einen einst bei den frühen THE JESUS AND MARY CHAIN begeisterte, ergänzt um die Prä-Album-Releases von THE SISTERS OF MERCY und die Radikalität, mit der SUICIDE ab den frühen Siebzigern die Musikwelt für immer veränderten. Mit „See Through You“ ist Ackermann, der seit fast zwanzig Jahren weltweit Gitarrist:innen mit „Tretminen“ der Marke Death By Audio versorgt, nun aber tatsächlich zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Er stammt aus Fredericksburg, Virginia, dort gründete er 1995 mit 25 die Band SKYWAVE – am Schlagzeug: John Fedowitz. Irgendwann ging Ackermann nach New York, Fedowitz gründete die Shoegaze-Band CEREMONY (nicht zu verwechseln mit der Band aus Kalifornien). 2016 kreuzten sich dann wieder die Wege der beiden, da half Fedowitz bei APTBS am Schlagzeug aus, und vielleicht war es bei der Gelegenheit, dass sich eine weitere Zusammenarbeit abzeichnete. Denn seit 2021 ist John Fedowitz nun Bassist bei APTBS, seine Frau Sandra die neue Schlagzeugerin. Fast schon ein Family Business also, das für „See Through You“ verantwortlich zeichnet und hier in einer fast schon für normale Vinylpressungen überreichlichen Länge 13 Songs eingespielt hat, die nach einem für APTBS-Verhältnisse etwas „weichen“ Einstieg zu neuer Höchstform auflaufen: Mehr Melodien, aber nicht weniger Noise lautet mein Resümee. Mein Hit: „I don’t know how you do it“
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