LIVE SKULL

Saturday Night Massacre

Es ist schon wieder eine Weile her, dass die erste LIVE SKULL-EP und deren Longplayer-Debüt „Bringing Home The Bait“ von 1984 und 1985 wiederveröffentlicht wurden. Inzwischen ist es wieder deutlich schwieriger und vor allem teurer geworden, den überwiegend bei Homestead erschienenen Backkatalog dieser 1982 gegründeten New Yorker Band zu erstehen, bestehend aus vier Studioplatten, einem Live-Album und einigen EPs.

Die 1990 aufgelösten LIVE SKULL gelten neben SONIC YOUTH oder den SWANS als Inbegriff des New Yorker Noiserock und versahen auf späteren Platten ihre herrlich kaputt klingende Dekonstruktion von Rock mit einer post-punkigen Note.

Im Gegensatz zu SONIC YOUTH konnten LIVE SKULL aber niemals so richtig der Popkultur ihren Stempel aufdrücken und sind ein klarer Fall für Sammler in Vergessenheit geratener Schätze des musikalischen Undergrounds.

Bekanntestes Mitglied von LIVE SKULL dürfte Thalia Zadek sein, ab 1987 Sängerin der Band (vorher war sie bei den kurzlebigen UZI), später bei COME aktiv und inzwischen als Solokünstlerin erfolgreich.

Insofern überraschend, dass sich die ursprünglichen Mitglieder Mark C., Marnie Jaffe (ehemals Greenholz), Thalia Zedek, Richard Hutchins plus die Neuzugänge Kent Heine und Dave Hollinghurst jetzt noch mal für ein neues Album namens „Saturday Night Massacre“ und Live-Auftritte zusammengefunden haben – eine Reunion, die wohl niemand so richtig auf dem Schirm hatte.

Die frühere Radikalität ist einem deutlich fokussierteren Rock-Sound gewichen, der teilweise eine starke JOY DIVISION-Note besitzt. Aber auch SONIC YOUTH und die SWANS hatten sich ja stetig weiterentwickelt und nach gemäßigteren musikalischen Ausdrucksformen gesucht.

Auch wenn „Saturday Night Massacre“ keine großen Wellen schlagen dürfte, wirken LIVE SKULL mit ihrem kantigen und rohen Noiserock 2.0 zumindest sympathisch zeitlos und haben ihrem bisherigen Schaffen ein würdiges Spätwerk hinzufügen können – vielleicht sogar mehr als das.