Was ist das für eine Welt, in der solch herausragenden Platten gerade noch in einer Auflage von 200 Exemplaren gepresst werden? Band wie Label kommen aus Kopenhagen, 2017 erschien das Debütalbum, 2018 eine EP, und 2020 nun der zweite Longplayer der aus Szeneveteranen bestehenden Formation. Als Ex- beziehungsweise Zweitbands werden hier METRO CULT, MOTH, TORPEDO ZOMBIES und KOLD FRONT genannt, von letzteren stammt Stine, die (teilweise) singt und Synthie spielt. Rune ist der Co-Sänger, spielt Gitarre. Johan trommelt, Bette Kurt spielt Bass. „Cold and melodic synth-driven K-Town punk“ sagt das Label dazu, ich stimme dem zu, wobei ich in Sachen „K-Town“ nicht sagen kann, was den Sound ausmacht. MOTORSAV singen auf Dänisch, beherrschen einerseits derben Hardcore-Punk mit so einem gewissen POISON IDEA- und auch MISFITS-Touch, andererseits steckt hier aber eben auch eine ganze Menge Goth-angehauchter Post-Punk drin – ich mag diese düsteren Schwingungen, die Melodieführung, das alles aber mit viel Punk und entsprechend viel Druck und Wut – RAZZIA konnten das in den Achtzigern ja auch sehr gut. Und irgendwie muss ich auch an KONTROLLE denken. Sehr schön auch die Aufmachung: Das Cover ohne Bandnamen kommt mit einer „Bauchbinde“, auf der sich die Titel und das Logo finden sowie die Titel auch auf ... Japanisch? Das Beiblatt ist schwarz auf Transparentpapier gedruckt, das sieht sehr schön aus und offenbart Liebe zum Detail. Transparentes Vinyl. Nettes Gimmick: der Bonus-Song hinter der Auslaufrille.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Joachim Hiller