KVLR waren für mich schon immer so etwas wie der kleine, böse Bruder ihrer ebenso innig geliebten wie chronisch unterschätzten Landsmänner von STARMARKET. Während diese aber ihren Post-Punkrock mit zuckersüßen Melodien verfeinerten, lassen es die Herren aus Umea auf ihrem dritten Longplayer bei gleicher Ausgangsbasis wieder heftig krachen.
Ohne Angst vor atonalen Melodiefolgen oder nöligem Gesang markieren die zehn neuen Kompositionen einrucksvoller denn je den charakteristischen Bandsound. Grund genug, die Scheibe nach der forcierten Namensänderung und Neubesetzung am Bass selbstbetitelt in die Läden zu stellen.
Zumal man tatsächlich ziemlich einzigartig agiert, und Vergleiche höchstens wage in Richtung DISCHORD zulässig sind. Während das schicke Artwork schon recht finster ausfällt, blättert der Schmutz erst nach mehrmaligem Hören von den an sich recht poppigen Songs.
Im wunderschönen "Birthcam" beispielsweise gibt es, wie bei der ersten Single "Slow clapping", die bezaubernde Stimme von Lena Karlsson (KOMEDA) zu entdecken. Sperrig und widerspenstig sind die Schweden dabei nach wie vor und so heftig wie im beinahe noisigen "Spit" waren sie nicht einmal während ihrer frühen Jahre als KEVLAR.
Da wirkt der zehnminütige, einlullende Rausschmeißer "What's left belongs to no one" beinahe versöhnlich. KVLR legen hier ein forderndes aber sehr lohnendes Werk vor, welches für mich das erste Indierock-Highlight des Jahres markiert.
(42:44) (09/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Joachim Hiller
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