GRINDERMAN

s/t CD

Vier ältere Herren - in Gestalt von Nick Cave, Jim Sclavunos, Warren Ellis und Martyn P. Casey -, mehrheitlich mit respektablem Bartwuchs, wollen es nochmal auf die krachige und direkte Art und Weise versuchen und lösen sich hierzu aus der großen Gemeinschaft (mit zeitweise mehr als zehn beteiligten Musikern) namens NICK CAVE AND THE BAD SEEDS - diesmal aber nicht unter der Alleinherrschaft von Nick Cave, sondern als durchaus demokratischer Bandprozess - und besinnen sich auf die Wurzeln im Blues irgendwo zwischen den Blues-Ikonen Memphis Slim und John Lee Hocker, deren Songs auch Pate standen für den Bandnamen und damit auch definitiv Programm gewesen sind.

Die elf Stücke wurden relativ schnell im Studio aufgenommen (lediglich ein paar Schlagzeug-Overdubs wurden nachträglich hinzugefügt), um einen sehr rohen Sound zu generieren, der näher an THE BIRTHDAY PARTY ist als an den BAD SEEDS.

Wer opulente Arrangements (mitunter getragen von Piano und Streichern) im Geiste der BAD SEEDS erwartet, wird hier nicht auf seine Kosten kommen, wenn auch mit "Man on the moon" eine schöne Ballade auf das Album genommen wurde.

Die beiden ersten Single-Auskoppelungen "Get it on" und "No pussy blues" sind klare Reminiszenzen an die einfache und dreckige Variante des Rock'n'Roll (auch im Geiste der frühen STOOGES, deren Schlagzeuger Scott Asheton durchaus Einfluss auf Jim Sclavunos hat) und Blues: ohne jedwede artifizielle Schnörkel, puristisch und kompromisslos.

Das wird nicht jedem schmecken, da sich Nick Cave und seine Mitstreiter wenig darum gekümmert haben, irgendwelchen Erwartungshaltungen gerecht zu werden. Das neue Ratpack des Semi-Deltablues alter Schule darf nicht am Output der BAD SEEDS gemessen werden, sondern steht als eigenständiges Werk neben dem sonstigen Schaffen der Herren in ihren diversen Projekten.

Und dort steht es sehr gut. (40:04) (8)