RUBELLA BALLET

Planet Punk

Als Geburtsstunde von RUBELLA BALLET gilt ein Auftritt von CRASS im Jahre 1979: Da forderte die Band das Publikum auf, auf die Bühne zu kommen und selbst Musik zu machen. Unter denen, die D.I.Y. so wörtlich nahmen, waren Sid von FLUX OF PUNK INDIANS (Drums) sowie seine Freundin Zillah Minx, die sich das Mikrofon griff.

Aus der einmaligen Aktion wurde in der Folgezeit eine feste Band, die sich bald schon allein optisch von der damaligen Anarchopunk-Szene mit bevorzugt schwarzer Kleidung unterschied: Zillah wird als Erfinderin des „Day-Glo Death Rock“ angesehen, sie trug statt schwarzer Klamotten solche in grellen Neonfarben.

Andere (frühe) Bandmitglieder waren Pete Fender und Gem Stone, deren Mutter Vi Subversa von den POISON GIRLS ist. Auf dem POISON GIRLS-Label Xntrix erschien dann 1982 auch die 9-Track-Cassette „Ballet Bag“.

Das „richtige“ Debütalbum „At Last It’s Playtime“ erschien 1985, „IF“ folgte 1986, und nach „At the End Of The Rainbow“ (1990) lösten sich RUBELLA BALLET auf. 2000 dann die Reunion, Sid und Zilla sind bis heute die Köpfe der Band respektive sind überhaupt die Band, denn im Booklet des neuen Albums „Planet Punk“, das just erschienen ist, sind nur die beiden aufgeführt: Zilla singt und textet, Sid schreibt die Musik und hat offensichtlich alle Instrumente im Alleingang eingespielt.

In der Regel läuten bei solchen Rahmenbedingungen die Alarmglocken, es riecht nach missglücktem Comeback, dem verzweifelten Versuch, an glorreiche Tage anzuschließen, jedoch: Entwarnung! RUBELLA BALLET haben es tatsächlich geschafft, ein 15 Songs umfassendes, über eine Stunde laufendes Album aufzunehmen, das ihren Sound aus den Achtzigern sehr authentisch in die Gegenwart transportiert.

Wäre nicht der etwas monotone Computersound (?) des Schlagzeugs, man könnte einen Teil der Nummern für dreißig Jahre altes Archivmaterial halten. Liest man sich die Texte im dicken Booklet durch, wird schnell klar, dass hier nicht wie bei anderen Bands aus jener Zeit die Hauptmotivation zur Reunion pekuniärer Natur ist, sondern Sid und Zillah vielmehr „Überzeugungstäter“ sind.

Ihre Punk-Agenda machen sie mit dem Opener „Punk Planet“ klar, und auch die anderen Texte offenbaren, dass sie mit ganzem Herzen bei der Sache sind, sie wirken politisch sehr engagiert und stellen Fragen zu vielen aktuellen Themen wie Bankenkrise und Überwachungsstaat.

Allerdings, und das stößt mir etwas sauer auf, schwingt hier immer wieder eine Faszination für Verschwörungstheorien mit, ob nun Illuminaten oder 9/11. Dennoch, ein gelungenes Album.