ROSETTA STONE

Retrospective Roller CD

Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse hinterließ auch in der Musikgeschichte so einige denkwürdige Gemetzel. Man denke da nur an die ROLLING STONES und die BEATLES. Sie schafften es, die Rock'n'Roll-Gemeinde in zwei Lager zu spalten.

Entweder man glorifizierte die vermeintlich schlimmen Jungs um Jagger und Richards, oder man wurde von der Hysterie infiziert, die die eher braven "Pilzköpfe" entfacht hatten. Das war in den Sechzigern.

Ein Jahrzehnt später stand man wieder vor der Frage, für welches der beiden Extreme man sich entscheiden sollte, ja eigentlich musste. Tauchte man ein in die Glitzerwelt des Glamrock und pinselte sich THE SWEET auf die Jeans-Weste, oder entschied man sich, karierte Beinkleider und Schals zu tragen und sich mit Haut und Haaren dem Weichspüler-Bubblegum-Pop der BAY CITY ROLLERS zu verschreiben?! In dieser wichtigen Selbstfindungsphase die falsche Entscheidung getroffen zu haben, konnte für die weitere Entwicklung eines musikinteressierten Teenagers fatale Folgen haben.

Und nun bin ich endlich da angekommen, wo ich eigentlich hinwollte, bei den BAY CITY ROLLERS nämlich. Die entschlossen sich nämlich 1976, in Ermangelung eines zweiten Gitarristen, einen jungen Mann namens Ian Mitchell mit dieser Aufgabe zu betrauen.

Der wiederum hielt es dort aber nicht lange aus und gründete 1977 seine eigene Band, der sofort von einem windigen Management ein ähnliches Image, wie das der ROLLERS verpasst wurde. Die Band nannte sich ROSETTA STONE, Mitchell entpuppte sich als exzellenter Songwriter und ihre Songs bekamen im Studio den typischen Disco-Pop-Sound der Siebziger verpasst.

Damit ist eigentlich schon fast alles gesagt. ROSETTA STONE gaben uns "Judy, Judy, Judy", einen der famosesten englischen Powerpop-Songs der 70s, sie trugen maßgeblich zur Entstehung des "Boygroup"-Phänomens bei, sind aber leider auch eines der besten Beispiele dafür, wie man durchaus ansprechende Pop-Musik durch eine unangemessene, völlig überladene Produktion an den Rand der Unerträglichkeit bringen kann.

In der hintersten Ecke eines gigantischen Aufnahmestudios erkennt man einen fahlen Lichtschein, doch der Weg dorthin endet in einer Sackgasse. Schade, schade. (77:55) (5)