Nur zehn Monate nach „Leave Home“ veröffentlichten die RAMONES im November 1977 schon ihr drittes Album „ Rocket To Russia“. Als erster Vorbote war im Sommer des Jahres die Single „Sheena is a punk rocker“ erschienen.
Im Vergleich zum Vorgänger hatte ihr Label Sire mehr Geld rausgerückt, das die Band in die Produktion investierte – Ed Stasium beschreibt seine Arbeit am Album im Detail in den Linernotes dieser anlässlich des vierzigsten Release-Jubiläums veröffentlichten 1LP/3CD-Box.
Das Coverartwork übertraf in seiner ikonografischen Wirkung sogar noch das Debüt und prägte Punk für immer: ein Schwarzweißfoto der Band, so schlecht reproduziert wie die Fotos in den kopierten Fanzines jener Tage, die vier New Yorker (Johnny, Joey, Dee Dee, Tommy) in Lederjacken, löchrigen Jeans und Turnschuhen vor einer Backsteinwand – unzählige Male wurde diese Optik seitdem kopiert und zitiert.
Der Erfolg des Albums, das längst zum Punkrock-Überklassiker geworden ist, war seinerzeit geringer als erwartet, gerade mal bis auf Platz 49 stieg es, und die Band grummelte damals, die SEX PISTOLS hätten mit dem miesen Image, das sie Punk verschafften, dazu beigetragen.
Im Beiheft hier wird Tommy Ramone mit den Worten zitiert, bis zu diesem Album hätte alle gedacht, die RAMONES seien ein „Unfall“, die Band vier Trottel. Nach „Rocket To Russia“ sei aber klar gewesen, dass da keineswegs „morons“ am Werk sind, sondern Typen, die genau wissen, was sie wollen und tun.
Und die RAMONES wollten etwas andere Pop-Songs schreiben, wie sie mit „Cretin hop“, „Rockaway Beach“, „Sheena is a punk rocker“, „We’re a happy family“ oder „Teenage lobotomy“ bewiesen. Mit „Surfin’ bird“, ein Cover des Sixties-Punks THE TRASHMEN, sowie „Do you wanna dance?“ (Bobby Freeman), zeigten sie zudem, dass sie ihre musikgeschichtlichen Hausaufgaben gemacht hatten.
Auch textlich war das Album breit gefächert, sprach trotz des humorvollen Ansatzes etwa in „Teenage lobotomy“ oder „We’re a happy family“ ernste Probleme an. Die Texte sind übrigens zusammen mit den begleitenden Karikaturen der originalen Albumversion hier abgedruckt.
Die Box enthält alles, was der RAMONES-Fan braucht (und in der einen oder anderen Version schon hat): den „40th anniversary tracking mix“ auf Vinyl, dasselbe auch auf CD nebst dem remasterten Original-Mix, einer weiteren CD mit Bonusmaterial (Roughmixe etc.) und der (angeblich) unveröffentlichten Live-Aufnahme einer im Apollo Centre in Glasgow am 19.12.1977 gespielten Show.
Ob nun in Form dieser Box oder als schnöde Portugal-Pressung aus den Achtzigern vom Flohmarkt, fehlen darf diese Platte in keiner Sammlung.
© by - Ausgabe # und 7. November 2024
© by - Ausgabe # und 7. Februar 2024
© by - Ausgabe # und 15. April 2021
© by - Ausgabe # und 25. März 2021
© by - Ausgabe # und 13. März 2021
© by - Ausgabe # und 8. März 2021
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #112 Februar/März 2014 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Frank Weiffen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #49 Dezember 2002/Januar/Februar 2003 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #49 Dezember 2002/Januar/Februar 2003 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #111 Dezember 2013/Januar 2014 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #49 Dezember 2002/Januar/Februar 2003 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #29 IV 1997 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #41 Dezember 2000/Januar/Februar 2001 und Joachim Hiller