MEGADETH

Peace Sells ... But Who’s Buying?

Es ist wohl nicht vermessen, zu behaupten, der Rausschmiss 1983 bei METALLICA habe bei Dave Mustaine ein Trauma ausgelöst, das trotz der überwundenen langjährigen Alkohol- und Drogenabhängigkeit und der kürzlichen Versöhnung mit James Hetfield und vor allem Lars Ulrich (letzterer schrieb sogar Linernotes für diese neu gemasterte und durch eine Live-Aufnahme von 1987 als Bonus ergänzte Neuauflage) nie ganz heilen wird.

Eine ganz besondere Tragik liegt dabei in dem Fakt, dass MEGADETHs zweites Album „Peace Sells ... But Who’s Buying?“ von 1986 von Kritikern und Fans zwar als Mustaines Opus Magnum angesehen wird, seine Ex-Band im selben Jahr aber mit „Master Of Puppets“ ein Jahrhundertwerk erschuf, gegen das „Peace Sells ...“ gehörig abstinkt (und da waren ja auch noch SLAYER und „Reign In Blood“).

„Peace Sells ...“ ist zweifellos ein Genreklassiker, aber ich bezweifle, dass es bei der Frage nach der Top-Metal-Platte des Jahres ’86 vor den beiden anderen landen dürfte. Popkulturelles Geschwafel hin, Geschmacksache her: „Peace Sells ...“, eingespielt von ausnahmslos sehr versierten (zum Teil jazzrockerfahrenen), dennoch allesamt mehr oder weniger schwer heroinabhängigen Musikern, war immens wichtig für den Thrash Metal im Speziellen und Metal im Allgemeinen, und Songs wie der Titeltrack, „The conjuring“ oder „My last words“ sind meisterlich, aber dennoch: MEGADETH waren, sind und bleiben wohl die ewigen Zweiten (oder Dritten, oder Vierten).

Und es ist nachvollziehbar, dass Mustaine das unheimlich wurmt. „Peace Sells ...“ nimmt bei mir übrigens auch bloß den zweiten Platz ein; ewiger MEGADETH-Favorit bleibt „Rust In Peace“ von 1990.