Selbst wenn bloß die Hälfte von dem stimmt, was Ozzy Osbourne für seine Autobiografie aus seinem über vierzig Jahre lang mit diversen Substanzen geschädigten Hirn rekonstruiert hat, kann man kaum glauben, dass der Mann immer noch lebt.
Angefangen bei seiner Kindheit in Aston, einem Stadtteil Birminghams, über seine Zeit mit BLACK SABBATH in den siebziger Jahren und seine erfolgreiche Solokarriere in den Achtzigern, bis hin zu der MTV-Reality-Show „The Osbournes“ erzählt Ozzy Fakten und Anekdoten aus seinem Leben, die oft mit Musik, öfter noch mit seiner Familie, vor allem aber mit Drogen, Alkohol und Medikamenten zu tun haben.
Der für die englische Times arbeitende Journalist Chris Ayres taucht zwar nur als Co-Autor auf, es ist aber davon auszugehen, dass er das wahrscheinlich von Ozzy bloß Erzählte oder Aufgezeichnete zu Papier gebracht hat; mit literarischen Kniffs, um das Ganze humorvoll und gut lesbar zu halten – oder glaubt jemand wirklich, Ozzy könnte noch heute einen 1969 stattgefundenen Dialog wortgetreu wiedergeben? Wie bei so vielen anderen Biografien auch stehen bei „Ozzy“ die frühen Jahre detailliert im Vordergrund, die jüngere Vergangenheit ist dann doch trotz aller hier oft beschämenden Offenheit noch zu intim, um sie mit der Welt teilen zu wollen (ich bin mir zudem sicher, dass Ozzys Ehefrau Sharon das letzte Wort im Lektorat hatte).
Was der Mann sich und anderen über all die Jahre angetan hat, ist so grotesk, durchaus mal schrecklich, aber oft so lustig, dass man nicht weiß, ob man lachen oder den Kopf schütteln soll.
Die deutsche Übersetzung ist ordentlich, auch wenn man sich hier und da vom Original hätte lösen können: ein übernommener englischer Satzbau und nur unzureichend ins Deutsche verwandelte Begriffe fallen negativ auf.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und André Bohnensack