Edgar Pierre Jacobs war vieles – Komparse am Theater, Illustrator von Kaufhauskatalogen und Opernsänger zum Beispiel. Zwar hat Jacobs auch schon immer gezeichnet, zum Comic stößt er aber eher durch Zufall mit Ende 30, als die Nazis die Oper in Brüssel schließen und seine Gesangskarriere damit abrupt beenden.
Es folgen eine Einstellung bei einer Jugendzeitschrift, Arbeiten als Kolorateur und Ideengeber für Hergé, und schließlich die äußerst erfolgreiche eigene Reihe „Blake und Mortimer“, die in dem von ihm mit ins Leben gerufenen Comicmagazin Tintin erschien.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Illustrator dieses Bandes, Louis Alloing, optisch eindeutig auf Jacobs detailliertere Spielart der frankobelgischen Ligne claire im Vergleich zu Hergé Bezug nimmt.
Neben Jacobs beruflichem Werdegang wird auch sein Privatleben gelegentlich angerissen, bleibt aber immer mehr oder weniger auf vereinzelte, eindeutig belegte Anekdoten beschränkt und lässt weder ein höheres Maß Kontinuität noch einen Spielraum für Interpretationen zu.
Dennoch, insgesamt eine gelungene, sehr faktenorientierte Comic-Biografie, die zwar keine Rückschlüsse von Jacobs’ Leben auf sein Comic-Schaffen bietet, aber den, für den Leser eher farblos erscheinenden „Blake und Mortimer“-Macher in einen schillernden Menschen mit vielfältigen Talenten verwandelt.
Fairerweise bleibt anzumerken, dass Rodolphes Beschränkung auf Fakten sich mit der Tatsache rechtfertigen lassen, dass Jacobs seine Arbeit eher als Mittel zum Broterwerb, denn als Instrument der künstlerischen Selbstverwirklichung sah.
Ein Haus bleibt äußerlich eben immer ein Haus, egal, ob es leer steht oder eine rauschende Party darin gefeiert wird.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Anke Kalau