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LIFE

North East Coastal Town

Als 2020 die Pandemie kickte, war plötzlich Schluss mit live is life. Kein na naa na na na mehr, auch nicht für die Post-Punker LIFE aus Hull. Wie alle anderen, waren sie dazu verdonnert, sich daheim in ihrem begrenzten Umfeld neu zu orientieren. Mit ihrer mittlerweile dritten Platte „North East Coastal Town“ zahlt sich das nun aus, denn LIFE haben ein Album über zu Hause geschrieben. Ohne Pathos. Frei nach Goethe stellte sich das Quartett die Frage: Warum in die Ferne schweifen? Der geänderte und anfangs nur digital stattfindende Austausch über neue Songs, führte dazu, dass LIFE nicht mehr so wuselig klingen und weniger mit dem Kopf durch die Wand zu wollen scheinen, sich einfach öfter hinterfragen. Weiterhin rhythmusbetont und immer von einer Kernbotschaft ausgehend, poltern LIFE nun akzentuierter, lassen Leerstellen. Spröde Hymnen über Gefühlstaubheit, Scheitern, den Drang bei Stillstand durchzudrehen, FOMO und schon vorhandene Freiheiten. LIFE geben sich musikalisch überwiegend gut gelaunt, der Schein trügt allerdings und richtig tief wirken sie in den düsteren („Almost home“) oder unverschleiert sentimentalen („All you are“) Momenten. LIFE erlauben den Kompositionen auf „North East Coastal Town“ endlich das Luftholen. Das gibt den Hörerinnen und Hörern die Gelegenheit zu erfassen, wovon die überlegten Texten überhaupt handeln und wie stark hier Musik und Aussage Hand in Hand gehen.