NOBLESSE OBLIGE

Privilege Entails Responsibility 2CD

Dem aus London stammenden und nun in Berlin aktiven Electro-Duo Sebastian Philipp und Valéry Renay ist ein wirklich gekonntes Debütalbum gelungen. Eine Melange aus Disco-Punk, französischen Chansons, Militär-Perkussion, Folklore und akustischen Balladen mit Lyrics, die mitunter - ähnlich wie die Musik selbst - an DAF erinnern.

Deren Sprachästhetik mag man bei Songs wie "Fashion fascism" - allerdings sind hier gesamplete Goebbles-Zitate indes nur bedingt provokativ - und "Nighttrain to Krakow" wieder finden, ebenso die Coverästhetik des Albums, bei der neben DAF auch NITZER EBB Pate gestanden haben mögen.

Martialische Songtitel wie "Caligula" (die ersten Club-Nächte, die von NOBLESSE OBLIGE 2004 in London beschallt wurden, trugen den viel versprechenden Titel "Caligula"), "Bitch" und "Lil' dirty" geben ein Gespür für den inhaltlichen Mikrokosmos des Duos, der aber durch schöne Balladen wie "Was keine Zeit zerstoret" (ja, exakt so geschrieben) durchbrochen wird.

Immer dann, wenn Valéry Renay beim Gesang etwas herunterkommt, fühlt man sich an Diamanda Galas erinnert und wenn beide eine Vocoder-verzerrte Stimmlage vorziehen, wirkt es wie eine heruntergepitchte Version von ATARI TEENAGE RIOT.

Tanzbare und abwechslungsreiche morbid-elektronische Klangwelten, die nicht ganz so feingliedrig wie bei den THE DRESDON DOLLS daherkommen - in deren Vorprogramm NOBLESSE OLIGE bereist gespielt haben - aber immer gefallen.

"Offensive nonsense", einer der Live-Hits der Band, wurde unlängst auf der "Berlin Insane III"-Compilation veröffentlicht. Die beigefügte Remix-CD - die unter anderem Remixe von Mark Moore (S-EXPRESS) und TEMPOSHARK enthält - ist in jedem Fall eine Bereicherung und insbesondere ein Remix ("Galung") von M.I.A.

(deren Debütalbum "Arular" durchaus in diesen Kontext passt) ist definitiv ein Floor-Knaller. In diesem Sinne: Tanz den Caligula! (8)