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LYSCHKO

Niedergang II

Es fing gerade an, so ein bisschen zu laufen für LYSCHKO aus Solingen, da kam 2020 die Pandemie. Lina (voc, gt) und Jonah Holzrichter (bs) sowie Lukas Korn (gt) verkrochen sich im Proberaum, den sie schon seit Schülerband-Zeiten haben, und arbeiteten an ihrem Debütalbum „Brennen“, das im Oktober 2022 erschien. Seitdem war es ein Wirbelsturm: Die Drummer:innen kamen und gingen, das Kerntrio blieb stabil, aus Zuspruch wurde Abfeiern und mit „Niedergang II“ erscheint Ende Oktober das zweite Album. Mit dem tun LYSCHKO das, was sie bestens beherrschen: sie erfinden sich neu. Nicht grundsätzlich, aber in Details. In den letzten Jahren war es immer so, dass wenn ich die Band nach sechs Monaten wieder mal live sah, irgendwas anders war: andere Person am Schlagzeug, anderer Look bei Lina, musikalisches Finetuning ... Was bei anderen Bands Jahre dauert, vollzog sich hier im Zeitraffer. Mittlerweile halb in Berlin ansässig, saugen LYSCHKO neue Impulse gierig auf. Das von ihnen erfundene Genre „Neue Neue Deutsche Welle“ übernahmen andere, sie gaben es ohne Groll auf, sind mit „Niedergang II“ schon wieder woanders, ohne aber gewisse Basics aufzugeben. Da ist so ein gewisses Goth-Feeling geblieben (siehe etwa „Winter“), es wird immer noch auf Deutsch getextet, aber da ist auch eine gewisse schlagerhafte Leichtigkeit, was Lina, darauf angesprochen, keineswegs als despektierlich empfindet: „Deutschpop und Schlager liegen nah beieinander, das ist für mich okay.“ Ein Endpunkt in der musikalischen Entwicklung wird damit kaum erreicht sein, ich möchte wetten, dass im November bei der Tour zum Album so mancher der zwölf Songs schon wieder anders klingt. Die Band mit dem „Krabat“-Bösewicht als Namenspate ist immer für eine Überraschung gut.