Komisch, früher habe ich Nick Cave nie so richtig gemocht, BIRTHDAY PARTY schon, aber Cave, das war dann doch eher das dressierte Äffchen fürs Feuilleton, auf den sich wie auch bei EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN jeder Hochkultur-Kritiker einigen konnte, außerdem war der Nick ja auch Literat.
Und die Nummer mit der Kylie Minogue-Schnepfe fand ich früher zuerst auch eher mal peinlich, obwohl natürlich gerade "Murder Ballads" eine seiner schönsten Platten ist. Irgendwann hat Cave wohl mal gesagt: "I want to write songs that are so sad, the kind of sad where you take someone's little finger and break it in three places." Das macht auch nach wie vor seine Platten aus, die mich seit seinem letzten, absolut hervorragenden Album "No More Shall We Part" doch ziemlich gefesselt haben.
Vielleicht war es auch nur das traumhafte Violine-Spiel von DIRTY THREE-Kopf Warren Ellis, das den Songs diese wundervoll verletzliche Note verleiht und mir früher nie richtig aufgefallen ist.
Irgendwie wird der Mann jedenfalls immer besser, zumal er auf "Nocturma" auch wieder richtig klassisch rockt, zumindest manchmal. Die Platte erfährt bis Song Nr. 5 eine interessante Steigerung, denn mit "Bring It On" (zusammen mit Chris Bailey von den SAINTS am Gesang) und "Dead Man In My Bed" gibt es zwei richtig knackige Rocksongs.
Danach beherrscht die Platte dann wieder Caves kunstvoller folkiger Pathos, um dann schließlich in dem exzessiven, knapp 15-minütigen "Babe, I'm On Fire" zu gipfeln, in dem brutal die Orgel bearbeitet wird.
Im Info heißt es, Nick Cave sei einer der wenigen wirklich großen, wahrhaft eigenständigen Songwriter und Performer unserer Zeit, was man angesichts dieser Platte wirklich nur unterstreichen kann.
(10/10)
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