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M.I.A.

Murder In A Foreign Place / Notes From The Underground/After The Fact

M.I.A. gründeten sich 1980 in Las Vegas, aber im Gegensatz zu heute, wo dort mit Fat Mikes Punk Rock Museum und dem Punk Rock Bowling durchaus was geht in Sachen Punkrock, war das damals noch anders und die Band fand sich bald im Großraum Los Angeles wieder. M.I.A. waren in ihrer ursprünglichen Phase bis 1986/87 Sänger Mike Conley (2008 gestorben), Nick Adams (gt, voc, 1980-86, seit 2008), Paul Schwartz (bs, voc, 1981-86, seit 2008) und Chris Moon (dr, 1980-83, 1987, seit 2008) beziehungsweise Larry Pearson (dr, 1983-86, seit 2008). Der kurzzeitige erste Sänger Todd Sampson von 1980 folgte 2008 auf den verstorbenen Mike Conley, starb aber im Juli 2010, seitdem singt Nick Adams. Frank Daly (bs, voc) und Mark Arnold (gt, voc) waren 1987 kurz in der von Mike Conley runderneuerten Band – man lernte die beiden später mit ihrer eigenen Band BIG DRILL CAR kennen. Erster Release von M.I.A., dem US-Armee-Terminus für im Kampf vermisste Soldaten („missing in action“), war 1982 die Split-LP mit GENOCIDE auf Smoke Seven Records, 1984 erschien auf Alternative Tentacles das erste Album „Murder In A Foreign Place“, dem 1985 „Notes From The Underground“ (National Trust) folgte und 1987, da war die Band schon am Ende, „After The Fact“ auf Flipside. Dieses Album wiederum wurde in Deutschland vom legendären Hamburger Label Weird System lizensiert und veröffentlicht und bescherte der Band hierzulande große Beliebtheit – wegen der Auflösung hatte sie aber nie etwas davon. Mit „Lost Boys“ erschien dann 2001 auf Alternative Tentacles eine Diskografie-CD. Zudem waren M.I.A. seinerzeit auf den international weit verbreiteten Compilations „Not So Quiet On The Western Front“ (1982, MRR) und „American Youth Report“ (1982) vertreten, was ihnen weitere Bekanntheit verschaffte. Seit 2008 sind M.I.A. nun wieder aktiv, erst 2023 aber gab es Bemühungen, die Platten der Band auf Vinyl neu aufzulegen. Treibende Kraft dahinter war Rémi von Modern City Records aus Frankreich. Dort erschienen „Notes From The Underground“ und „After The Fact“ 2023 als Doppel-Release, das heißt beide Platten im jeweils eigenen Siebdruckcover in einer Plastikhülle und ergänzt um ein vierzigseitiges A4-Booklet. Darin findet sich ein langes Interview mit Nick Adams, ergänzt um viele Flyer und Fotos sowie Reprints diverser Interviews, etwa aus MRR und Flipside. In genauso hochwertiger Ausstattung folgte nun die Neuauflage des Debütalbums „Murder In A Foreign Place“, diese aber als Co-Release mit Alternative Tentacles (und mit einer limitierten Bonus-7“). Für mich sind speziell „Boredom is the reason“ und „Murder in a foreign place“ ewige Punk-Klassiker, und hier präsentieren sich M.I.A. auch noch etwas rougher, wohingegen „Notes From The Underground“ schon eine (noch) etwas melodischere Seite der Band zeigt und die Produktion besser, aber auch halliger ist. Meine Favoriten sind „Shadows of my life“ und „Voices in the dark“ – die hätten auch von SOCIAL DISTORTION sein können ... „After The Fact“ könnte man von Sound her durchaus als gewöhnungsbedürftig bezeichnen, aber wenn einem eine Platte so vertraut ist, fällt das gar nicht mehr auf – die Zeiten änderten sich, auch 7 SECONDS oder UNIFORM CHOICE orientierten sich damals klanglich neu. Mir gefielen hier besonders „When it’s over“ (nicht von den WIPERS!) und die gelungene Coverversion von „California dreamin’“. In ihrer Gesamtheit sind die drei Alben essenzielle Releases der kalifornischen Punkrock-Szene.