THE MONSTERS und speziell ihr Sänger Beat-Man sind für mich die Verkörperung von Punk, so wie ich Punk definiere – eine Definition, die auch den famosen Allroundkünstler Billy Childish umfasst: Punk nicht im Sinne eines oberflächlichen Abwendens von der oder Protestierens gegen „die“ Gesellschaft, nicht im Sinne krasser Optik oder vordergründig provokativen Verhaltens. Sondern eine tiefer gehende Haltung im Sinne von: Ich mach mein eigenes Ding, meine Kunst, ich bin überall da raus, wo ich die „die Gesellschaft“ nicht brauche, ich gehe selbstbewusst und ohne Angst vor Konsequenzen meinen eigenen Weg. Beat Zeller, wie er bürgerlich heißt („I got the Beat“ kann er schon von Geburt an sagen ...) ist so ein Typ. Seit Mitte der Achtziger – siehe die Story hier im Heft – ist er Sänger der MONSTERS (die ohne seine Mitmusiker freilich gar nichts wären), ist er als Reverend Beat-Man One-Man-Band-Performer, führt er seit 1991 das DIY-Label Voodoo Rhythm, ist alleinerziehender Vater und (normalerweise) in der ganzen Welt auf Bühnen aktiv. Schon der Albumtitel ist ein gestreckter Mittelfinger an „die Gesellschaft“: „Du hast Klasse, ich bin Müll“ – im Interview sagt Beat-Man über seine Mitbürger:innen: „Schon von meinem Aussehen her hassen die mich.“ All das, diese ganze Attitüde schlägt bei ihm als Frontmann und Texter aber nicht in Verbitterung und Wutbürgerei um, sondern in humorvollem Rock’n’Roll, in maximalst direkten Garage-Trash-Punkrock, wie er seit drei Dekaden quasi unverändert von den MONSTERS zelebriert wird. Wie bei Billy Childish auch gilt es hier, die hohe Kunst der Reduktion und Vereinfachung schätzen zu können. Meine Oma, die früher immer entsetzt über „meine“ Musik sagte „Aber Junge, das ist doch nur Lärm!“, hätte hieran ihre Freude gehabt, ganz klar. Spannend ist das neue Album „You’re Class I’m Trash“ durch die dreifache Veröffentlichung: Sounds of Subterrania, wo auch in der Vergangenheit schon MONSTERS-Sondereditionen erschienen, bringt eine Version mit DIY-Kreuzstich-Cover raus, Voodoo Rhythm die „normale“ Version, und das US-Label Slovenly die schweizerdeutsche (genauer: bärndütsche) Version, für die Beat-Man alle Texte in den Dialekt seiner Heimatstadt Bern übertragen und neu eingesungen hat. „Du hesch Cläss, ig bi Träsch“ lautet der Titel hier, aus dem (einzigen) Schmuser „Yellow snow drink“ mit schwerem „Needles and pins“-Einschlag wird „Gauba Schnee Drink“, aus „Devil Baby“ „Tüüfus Meitschi“, aus „Smell my tongue“ „Schocksch mi Zunga“, aus „My down is your up“ „Mi Miseria isch dis Glück“. Diese Albumversion ist mein Favorit, weil sie noch härter, noch direkter wirkt. Alle weiteren Feinheiten, wie das famose „Dead“ (Mario Batkovic), muss man selbst entdecken.
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