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MONA MUR

Delinquent

2021 erschien bei Play loud! auf CD und LP die Wiederveröffentlichung des 1988er Debütalbums von Mona Mur, 1960 in Hamburg als Sabine Bredy geboren. Es offenbarte mir eine Wissenslücke hinsichtlich der deutschen Musiklandschaft der Achtziger Jahre. Ihr eigentliches Debüt war aber die 1982 erschienenen EP „Jeszcze Polska“, die Mona Mur zusammen mit den EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN-Mitgliedern Mark Chung, FM Einheit und Alexander Hacke unter dem Namen DIE MIETER aufnahm. Es ist eine der essentiellen und gesuchten Scheiben des damaligen deutschen New Wave. Auch wenn Mur eher „unter dem Radar“ flog, ist sie bis heute als Musikerin extrem umtriebig geblieben, produzierte später unter anderem Musik für Videospiele und drei ihrer Songs waren auch in Fatih Akins Film „Gegen die Wand“ von 2004 zu hören, wo sie in einer Nebenrolle zuz sehen ist. Zuletzt war sie maßgeblich am neuen Album der ehemaligen XMAL DEUTSCHLAND-Frontfrau Anja Huwe beteiligt und für 2024 ist auch ein neues Mur-Album angekündigt. Mit Huwe ist sie schon lange freundschaftlich verbunden, diese war als Gastsängerin auf Murs 2019 bei Freibank auf CD veröffentlichtem Album „Delinquent“ zu hören , neben Bettina Köster von MALARIA!. „Delinquent“ wurde jetzt als LP im Klappcover neu aufgelegt, und mir gefällt wie schon auf dem Longplayer-Debüt die stilistische Bandbreite von Murs Songs, an denen Ralf Goldkind beteiligt war, der schon bei HUGO RACE & TRUE SPIRIT spielte und an der Seite von Luci van Org mit LUCILECTRIC in den Neunziger Jahren kommerziell äußerst erfolgreich war. Aber Murs Musik ist natürlich deutlich düsterer, klingt manchmal durch Surf-Einflüsse wie ein Roadmovie-Soundtrack, lässt Techno-Elemente zu, ebenso wie NDW-Pop und deutlich experimentellere Formen von Electronica. Von eingängig bis verstörend wird einem hier alles geboten, ohne dass der songwriterische rote Faden verloren gehen würde, wozu auch Murs charakteristischer mondäner Gesang („smoky-cool“) beiträgt. Dabei bleibt „Delinquent“ immer überraschend und lässt sich weder zeitlich noch stilistisch so richtig einordnen. Und so habe ich mich sicher noch lange nicht an Murs eigenwilligem Sound sattgehört.