Nachdem Mick Harvey als Musikdirektor im Orchestergraben bei NICK CAVE & THE BAD SEEDS ausgeschieden war, fand er wieder Zeit für das, was er fast noch besser kann: die Arbeit als Kollaborateur in Projekten mit befreundeten Musikern wie PJ Harvey und speziell im letzten Jahr mit seinem langjährigen Freund und Weggefährten Rowland S.
Howard, den er als Live-Musiker und Produzent unterstützte. Aber bereits 2007 begann Harvey Songs zu schreiben, die vom Andenken an verstorbene Freunde handelten. Eigene und sehr private Songs, auch zum traurigen Tod von Howard im letzten Jahr.
Harvey beschäftigte sich intensiv mit der Bedeutung von Beziehungen mit Menschen über den Tod hinaus. Wie organisiert sich Erinnerung? Wie können diese Verbindungen für die Lebenden weiter bedeutsam und real sein? In seiner Musik schwingt auch Van Morrison mit und seines alten Freundes Jeffrey Lee Pierce, als dieser noch auf den Spuren von „Bad America“ wandelte (auch das „dunkle Amerika“, wie es Greil Marcus beschrieb), oder mit „My man’s gone now“ die Selbstauszehrung als dunkler Blues-Prediger vorantrieb.
Harvey klammert plakative Klischees aus und folgt dem Pfad des True Storytellers zwischen Blues und Folk-Rock. Wenn man die Songs und die Art, wie Harvey persönlich Erlebtes verarbeitet, hört, muss man unweigerlich an seine bewegende Abschiedsrede am Sarg von Rowland S.
Howard denken – death is not the end. „October boy“ erzählt von eben jenem Freund, „born a little pointed with a witty tongue“, einem, der seine Gitarre „wrenched and tortured“ und Harvey um einen Song gebeten hatte.
Jener Freund, dem Nick Cave bereits mit „The six strings that drew blood“ ein Denkmal schuf und der bei seinem letzten Konzert kurz vor seinem Tod Blut spuckte, weil ihn der Krebs auszehrte.
„The ballad of Jay Givens“ beschreibt den Abgrund, den man nicht schließen kann, weil die Frage nach dem Warum nach dem Freitod keine Antwort mehr findet. Weil es keine gibt. Das Album wird durchzogen von der Anerkennung der Vergänglichkeit des Seins: Memento mori.
Die Songs reduzieren sich indes nicht auf die Unvermeidlichkeit des Todes allein, sondern lassen genau den Spalt in der Tür offen, aus dem sich letzte Hoffnung speist. Ein Werk, in dem die Musik die geschundene Plattform für die authentische Auseinandersetzung mit dem Andenken an die verstorbenen Freunde ist, die aber stets mit den Verbliebenen weiter wandeln.
Mick Harvey „muss“ dieses Album mit dem THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE neu einspielen, um den Tod mit allem Respekt komplett zu entmystifizieren.
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