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MENZINGERS

Hello Exile

Punk, Punk, Punk. Warum lese ich überall, dass THE MENZINGERS Punk sind? Bei aller Liebe: „Punk“ ist ein viel zu kleines Wort, um zu beschreiben, was diese Band ist, leistet und kann. Natürlich sind THE MENZINGERS irgendwie auch Punk.

Weil sie in einem Song wie „America (You’re freaking me out)“ abkotzen darüber, was seit Jahren in ihrer Heimat abgeht mit all dem wieder alltäglich gewordenen Rassismus und der Dummheit jener Menschen, die einen Donald Trump unterstützen oder sich ihren bigotten Ansichten hingeben.

Aber das war es auch schon. Denn Punk ist neben dieser wichtigen politischen, gesellschaftlichen und sozialen Note vor allem ein Musikstil. Punk ist laut, schnell, aggressiv, ist das Rausschreien von kurzen und knappen Parolen.

Und all das tun THE MENZINGERS nicht. Sie können nicht kurz und knapp. Sie wollen keine Parolen. Sie wollen erzählen. Einfach erzählen. Und verdammt, das tun sie. Das können sie. Das haben sie derzeit drauf wie kaum eine andere Band ihrer Generation.

Und das schlägt auf „Hello Exile“ so extrem und wundervoll durch wie noch auf keinem ihrer Alben zuvor. „Hello Exile“ ist pickepackevoll mit jenen Geschichten, die jeder von uns kennt und die jeder von uns gerne hört und die jeder von uns gerne erzählen würde, es aber nicht tut, weil eben nicht jeder sie so in Worte – und Töne – zu kleiden vermag, wie es THE MENZINGERS tun.

Auf „Hello Exile“ bricht die Trostlosigkeit und die damit einhergehende Melancholie der Provinz durch. Die Sehnsucht, auszubrechen aus dem ewig gleichen Drama um einen herum. Die Wut darüber, dass man immer irgendwie der letzte ist, der in der geliebt/gehassten Heimatstadt übrig bleibt, nachdem alle anderen abgehauen sind, um ihr Lebensglück zu suchen.

Außerdem geht es um Freundschaften, die verloren gehen und zurückgewünscht werden. Es geht um billigen Rotwein aus dem Supermarkt und Kneipenabende und Fahrten durch dreckige Viertel und über Landstraßen.

Es geht – wenn man noch tiefer gräbt – um all die durch Springsteen als Urvater des amerikanischen Storytelling und Romanliederschreibens schon so oft abgehandelten Themen Hoffnung und Enttäuschung, Liebe und Hass.

Es geht um das Leben auf Teufel komm’ raus und nach eigenem Gusto. Egal wie widrig die Umstände sind. Kein Wunder: Wie der Boss, so kommen ja auch THE MENZINGERS aus New Jersey, haben ihn und dessen Songs mit der Muttermilch aufgenommen.

Sie machen ihr eigenes Ding daraus. Und was für eines. „Hello Exile“ ist fast schon Literatur. „Hello Exile“ ist die Platte, die man so hören kann als würde man ein Buch lesen. „Hello Exile“ ist magisch und ein Anwärter auf „Die Platte des Jahres“.

„Hello Exile“ ist die Platte, mit der THE MENZINGERS in die nächste Sphäre vorstoßen: die der besten Bands des Planeten.