CULT OF YOUTH

Love Will Prevail

So wie früher DEATH IN JUNE und CURRENT 93 zum Nukleus des europäischen Neo-Folk und Post-Industrial zählten und zu deren institutionellen Größen avancierten, schließen hier CULT OF YOUTH in der US-amerikanischen Szene an.

Doch wie bei ihren Pendants in Europa werden bei CULT OF YOUTH Genregrenzen – definitiv auch in Richtung Apocalyptic Folk – aufgelöst. Geistige und musikalische Engstirnigkeit diffundieren gekonnt im Off ihrer musikalischen Kreativität.

Mastermind und Sänger Sean Ragon (ursprünglich wurde CULT OF YOUTH als sein Soloprojekt vor über zehn Jahren gegründet) besticht durch eine direkte und emotionelle Intensität und ein Song wie „Garden of delight“, mit einer schrägen und punktuell inszenierten Trompete, liegt nahe bei „To drown a rose“ von DEATH IN JUNE.

Dieses dritte Album der Band aus Brooklyn kann das werden, was man einem „Next level“-Album nachsagt: ein neuer Standard für die Band selbst. Intelligente und vielschichtige Sensibilität im Mikrokosmos von Post-Punk und Neo-Folk, so wie Sean Ragon im Opener „Man and man’s ruin“ singt und teilweise an das DEATH IN JUNE-Vorgängerprojekt CRISIS erinnert.

Sicher hat Ragon die dunkle und existenzielle Seite von DEATH IN JUNE intensiv ausgelotet, ohne allerdings ansatzweise als simpler Kopist zu agieren oder zu stagnieren. Dass die Band weiter denkt, zeigt schon der Umstand, dass sie bereits MARTIAL CANTEREL („Sidestreets“) gecovert hat und so erscheint es auch nicht wirklich verwunderlich, dass ein Song wie „The gateway“ mit leichten Cold Wave-Reminiszenzen aufwarten kann.

Sean Ragon hat speziell für dieses Album im Hinterhof seines Plattenladens Heaven Street in Brooklyn (zudem betreibt er das Label Blind Prophet Records) ein eigenes Studio aufgebaut und eingerichtet.

Herausgekommen ist eine exzellente Produktion (ohne den bisher glaubwürdig gelebten D.I.Y.-Ethos zu beerdigen), die zum „The World That Summer“-Album der Band werden könnte, allein ein Monolith wie „Come before christ and murder love“, wie ihn DEATH IN JUNE eben auf diesem Album schafften, fehlt hier noch.

Ansonsten ist „Love Will Prevail“ ein überzeugendes Album seines Genres geworden. Die Vielzahl der eingesetzten Instrumente, unter anderem die kongeniale Violine von Christiana Key, die auch für die Labelkollegen ZOLA JESUS spielt, zeigen die musikalische Variabilität der Band.

Ragon selbst spielt auf dem Album fünf Instrumente und hat es zudem in Eigenregie produziert. Musikalisch findet sich auch die eine oder andere Reminiszenz an die Bands, die auf Crass Records erschienen sind, ein Label, das ganz wesentlich zur musikalischen Sozialisation von Sean Ragon beigetragen hat.

CULT OF YOUTH schließen musikalisch mit „Love Will Prevail“ zu Bands und Projekten wie ROME, OF THE WAND & THE MOON und DARKWOOD auf. In den USA hat sich die Band nach Tourneen mit ZOLA JESUS, COLD CAVE und ICEAGE bereits einen respektablen Status erspielt, der deutlich über die genannten Genregrenzen hinausgeht und das sollte ihnen nun auch in Europa gelingen.

Man darf auf die wenigen Konzerte im Herbst gespannt sein.