COMPUTERS

Love Triangles, Hate Squares

Sie sind britisch, tätowiert und könnten die Urenkel von Little Richard sein – dennoch wirken THE COMPUTERS aus Exeter so, als wären sie Zeitgenossen der jungen Chuck Berry, Marvin Gaye und Aretha Franklin gewesen.

Bereits auf dem ersten Album konnte man die Relevanz dieser Epoche für die Band erahnen, irgendwo zwischen den harten Riffs und dem Geschrei. War „This Is The Computers“ 2011 noch eine wilde Mischung aus Rock’n’Roll, Punk und Hardcore, so hat man sich auf dem zweiten Album doch ganz klar an den großen Idolen der Fünfziger und Sechziger Jahre orientiert.

Die Band selbst nennt das übrigens „Brit Beat“. „Es klingt so, als ob weiße Jungs aus Südengland versuchen, Soul und Rock’n’Roll zu spielen“, sagt Sänger Alex „Screaming Al“ Kershaw dazu – den Spitznamen kann er jetzt wohl langsam ablegen, vom Schreien ist er auf „Love Triangles, Hate Squares“ nämlich die meiste Zeit weit entfernt.

So ein Stilwechsel ist mutig und hat sicherlich nicht nur mich etwas skeptisch gestimmt, schließlich war ja eigentlich alles super. Mittlerweile wirkt die Neuorientierung aber nicht nur nachvollziehbar, sondern fast schon unumgehbar.

THE COMPUTERS haben sich musikalisch sehr stark weiterentwickelt, Alex Kershaw ist zu einem großartigen Songwriter herangereift, der nicht nur berührende Soul-Songs aus dem Ärmel schütteln kann, sondern auch tanzbare Rock’n’Roll-Perlen.

Schon beim ungestümen Opener „Bring me the head of a hipster“ (fette Props für den Titel) fällt allerdings noch etwas auf: ein Klavier. Das ist neu. Bereits seit 2012 ist Fred E. Stare als fünftes Mitglied an den Tasten live mit von der Partie, nun ist er auch zum ersten Mal auf einem Release von THE COMPUTERS zu hören und fügt sich in den Sound ein, als sei er schon immer dabei gewesen.

„Mr. Saturday night“, „Selina Chinese“ und „Sex texts“ bezaubern mit „Ohohoh“-Chören, Klatschparts und ekstatischem Gesang. Auch an den Gitarren und am Klavier wird alles gegeben, so dass man in Gedanken schon in Petticoat beziehungsweise Blue Jeans über die Tanzfläche fegt.

Wirklich überraschend sind aber die souligen Nummern auf „Love Triangles, Hate Squares“. Dass die Briten ein Händchen für tanzbare Nummern haben, war bereits auf „This Is The Computers“ klar.

Balladen suchte man da allerdings vergebens. Umso beeindruckender ist da so eine ernste und persönliche Nummer wie „Nothing to say“, die von Songs wie „Point of interest“ und „Single beds“ ergänzt wird.

Mal ganz davon abgesehen, dass die Texte viel ausgereifter und intimer sind als auf dem Vorgängeralbum, wird hier vor allem eines klar: Der Typ kann echt singen! Ich war ja erst ein bisschen wehmütig, weil mir das Geschrei auf „This Is The Computers“ doch recht gut gefällt, aber wenn ich dafür dieser wunderschönen Stimme in all ihren Facetten lauschen darf, verzichte ich gerne.

Das zweite Album einer Band ist immer eine schwierige Sache, aber trotz – oder wegen – der musikalischen Neuorientierungen haben THE COMPUTERS alle Erwartungen erfüllt und noch übertroffen.

Durchweg starke Songs zum Tanzen oder Mitleiden, die sofort im Kopf bleiben und da auch so schnell nicht mehr rausgehen. (Diese Band war auf der Ox-CD 107 zu hören)