Als ich das erste Mal "Love in the Faschist Brothel", die neue Platte von THE PLOT TO BLOW UP THE EIFFEL TOWER, höre, bin ich gerade mit einer Band aus den Staaten namens THE VELVET TEEN auf Tour. Josh, deren Bassist, sitzt gerade neben mir und horcht plötzlich auf, murmelt leise in sich hinein: "Hmm, irgendwoher kenne ich diese Band ...", also kläre ich ihn auf, sofort erhellt sich sein Gesicht und er fängt an wie ein kleines Kind zu grinsen und verkündet stolz und mit viel zu schriller Stimme: "Der Sänger dieser Band hat mich mal geküsst!!" Erwartungsvoll schaut er mich an.
Eigentlich sollte ich wohl nun schockiert sein, denn Josh ist verheiratet, und trotz seiner George Michael-Affinität bestimmt nicht Männern zugeneigt. Doch habe ich schon einmal von THE PLOTs Live-Performances gehört, und davon, dass Sänger Brandon gerne mal den einen oder die andere niederknutscht.
Josh scheint einer dieser Leute zu sein, bei denen diese Performance zieht. Andere sind angeblich peinlich berührt und hassen THE PLOT, stechen auch einmal gerne die Reifen ihres Vans auf.
Eine sehr kontroverse Band also, wie man auch schon am Albumtitel, "Love In The Fascist Brothel," merkt. Ich kann nicht umhin, dabei an Sylvia Plath zu denken, die diesen Zusammenhang zwischen Faschismus und Liebe schon Anfang der Sechziger herstellte, "Every woman adores a fascist, / The boot in the face, the brute".
Musikalisch sind THE PLOT genau so kontrovers und schwer zugänglich wie textlich. Doch ebenso intelligent und vertrackt. Und trotz allem immer straight forward und tanzbar. Über Songtitel wie "Lipstick SS", "Reichstag rock" und "Rattus über alles" lässt sich dann doch streiten, insbesondere in Deutschland, aber waren nicht alle Genies zu ihren Lebzeiten verpönt und umstritten, gehasst und wurden missverstanden? Die Nutzung des Schockeffekts zur Aufklärung also.
Bin gespannt, ob das hier auf der im April anstehenden Tour klappt. (24:14) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #59 April/Mai 2005 und Julia Gudzent
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #67 August/September 2006 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #59 April/Mai 2005 und Julia Gudzent