Das nunmehr zehnte Soloalbum von Peter Murphy überrascht. Murphy ist wesentlich druckvoller im Sound als beim Vorgänger „Ninth“, seine Stimme über viele Songs hinweg signifikant rauer, „kratziger“, mit fast körperlich wahrnehmbar mehr Biss und er singt mitunter gegen Gitarrenwände an.
Das hätte man nicht erwartet, gefällt aber über die gesamte Albumlänge. Es mag einerseits am Produzenten und KILLING JOKE-Mitglied Youth liegen, andererseits an seiner langjährigen Freundschaft zu Trent Reznor (NIN), die auf „Lion“ sicherlich musikalischen Spuren hinterlassen haben.
Den beiden ersten Songs des Albums („Hang up“, „I’am my own name“) und deren Intensität begegnet man zunächst mit etwas Erstaunen, dann mit dem Wunsch nach mehr, der auch bedient wird. Dennoch, der Titelsong „Lion“, als letztes und markantes Stück auf dem Album, bringt Peter Murphy zu seinen Wurzeln als „Godfather of Goth“ zurück, wo er sich wieder gekonnt auf seine melodramatischen Wurzeln besinnt, die er einst bei „Ziggy Stardust“ von David Bowie entlehnte.
Murphy steht in seiner Selbstpositionierung Nick Cave sehr nahe: Er definiert sein eigenes Genre, seinen eigenen Standard – und nur an dem allein gilt es ihn zu messen. Die elf Songs sind ein großer Wurf, welche alle emotionellen Facetten der musikalischen Geschichte von Peter Murphy zusammenfassen.
Murphy bedient den Duke of Goth wie einst zu BAUHAUS-Zeiten ebenso überzeugend wie den Dark Cabaret Schattenspieler. „Lion“ ist ein guter programmatischer Albumtitel und „I’m my own name“ einer der kraftvollsten Songs geworden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Markus Kolodziej
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