PETER MURPHY

Lion

Mit „Ninth“ hatte der ehemalige BAUHAUS-Frontmann Peter Murphy ein angenehm bodenständiges, rockiges Album aufgenommen, bei dem so mancher den Einfluss seines Kumpels Trent Reznor bemängelte. Ein Kritikpunkt, der bei seinem neuen Werk „Lion“ eine wesentlich stärkere Bedeutung besitzt, denn „Lion“ wird beherrscht von einem bollernden elektronisch modulierten Rocksound, den Bands wie NINE INCH NAILS oder MARILYN MANSON bis zum Erbrechen ausgeschlachtet haben.

Dabei kann man „Lion“ aber noch nicht mal vorwerfen, dass das Album schlecht klinge, denn Murphy vertraute sich hier in die geschulten Hände von Martin „Youth“ Glover an, Gründungsmitglied von KILLING JOKE und viel beschäftigter Produzent, der weiß, wie man eine zeitgemäße, druckvolle Produktion bewerkstelligt.

Aber wer braucht schon einen zeitgemäßen Peter Murphy? Denn den würde man doch lieber wieder ins Batcave teleportieren, oder zumindest zurück zu seiner ersten hervorragenden Soloplatte von 1986.

Zwar ist auch „Lion“ ein unverkennbares Murphy-Werk, alleine schon wegen des charakteristischen Gesangs – auch wenn der manchmal etwas übers Ziel hinausschießt –, dennoch lässt einen das angestrengte Bemühen um möglichst wuchtige, alles niederwalzende Klänge seltsam kalt.

Unsubtil wäre noch die netteste Umschreibung für „Lion“, aber das führt auch in diesem Fall nicht zur totalen Selbstdemontage der verdienten Goth-Ikone – ein wenig cheesy darf man das Ganze aber trotzdem finden.