Es gibt wohl für jeden von uns, der intensiv Musik hört, prägende Bands und Platten, mit denen man eine bestimmte Zeit verbindet. WOLFBRIGADE sind so eine Band, genauer: zunächst war es die unmittelbare Vorgänger Band WOLFPACK. Mit der „Bloodstained Dreams“-EP und dem „A New Dawn Fades“-Album traten die Schweden 1996 auf den Plan und euphorisierten die Hardcore-Szene mit maximalst durchschlagkräftigem Dis-/Crust-Geballer. Das klang einerseits altbekannt, setzte andererseits mit massiver Produktion neue Maßstäbe. In Person von Tomas Jonsson als Sänger traf man auf einen alten Bekannten aus der schwedischen Hardcore-Szene, er war fast von Anfang bis zum Ende 1993 das Gesicht von ANTI CIMEX gewesen. 1998 kam das auch für WOLFBRIGADE noch imageprägende „Lycanthro Punk“-Album, das letzte mit Jonsson, der – ich erinnere mich an ein schreckliches Konzert in Bochum – zuletzt nur noch ein Häufchen Elend war und das Konzert nicht stehend beenden konnte. Als WOLFPACK kam dann 1999 noch das „Allday Hell“-Album, bereits mit dem neuen Sänger Mikael „Micke“ Dahl, und bald darauf die Umbenennung in WOLFBRIGADE, denn obwohl die Band entsprechender Attitüde immer völlig unverdächtig war, hatte es doch ungute Assoziationen zu einer schwedischen Nazi-Gang gegeben. 2001 kam mit „Progression/Regression“ das erste Album unter dem neuen Namen, am auf maximalste Brachialität setzenden Soundkonzept hatte sich nichts geändert – und das hat es auch bis heute nicht getan. Da ist einerseits das sehr straighte Crust-Punk-Geballer, da sind Einflüsse von MOTÖRHEAD bis POISON IDEA, da ist Death Metal ... und am Ende kommt doch immer dieser monsterschwere WOLFBRIGADE-Sound dabei heraus, der irgendwo in all der pechschwarzen Dunkelheit ein Fitzelchen Melodie aufblitzen lässt. Bis 2004 ging es damals weiter, dann war Mickes Stimme am Ende. Das Ende der Band? Mitnichten, die anderen machte als TODAY’S OVERDOSE weiter ... und 2007 dann die Rückkehr von Micke und Band(name). Bis 2012 lief es gut, eine erneute Auszeit folgte, und seit 2014 läuft nun alles wieder smooth. Mit „Run With The Hunted“ kam 2017 ein neues Album, es folgte 2019 „The Enemy: Reality“ (wie die beiden davor auf dem US-Label Southern Lord). Nun ist „Life Knife Death“ am Start, auf dem WOLFBRIGADE sich in gewohnter Höchstform präsentieren, aber auch auf einem neuen (alten) Label, auf Metal Blade. WOLFBRIGADE sind zusammen mit NAPALM DEATH eine wohltuende Konstante im Bereich extremer Musik: gesettlete Typen mit klarer Agenda, die das, was sie tun, minimal nachjustieren, aber niemand mehr durch übermütige Experimente verschrecken. Wären MOTÖRHEAD noch da, wir hätten eine absolute Traumbesetzung für ein Mini-Dreier-Festival. „Life Knife Death“ ist ein kompromissloses Album, das mich total abholt und euphorisiert.
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