Die Bandgeschichte von LESS THAN JAKE ist so chaotisch, dass man leicht den Überblick verliert. Ihr Debüt „Pezcore“ erschien 1995 zur Blütezeit des Ska-Punk auf Dill Records und machte die Band sozusagen über Nacht zu Stars.
Dementsprechend folgte ein Deal mit dem EMI-Sublabel Capitol Records, wo die Kultalben „Losing Streak“ (1996) und „Hello Rockview“ (1998) erschienen. Trotzdem verlängerte Capitol den Vertrag nicht und die Band wechselte für ein Album, „Borders And Boundaries“ (2000), zu Fat Wreck.
Von hier ging es dann wieder zurück zum Major: Sire Records/ Warner veröffentlichte die nächsten zwei Alben „Anthem“ (2003) und „In With The Out Crowd“ (2006). Darauf folgend gründete die Band dann Sleep It Off Records und veröffentlichte dort „GNV FLA“ (2008).
Weitere fünf Jahre später veröffentlichen LESS THAN JAKE ihr neues Album, „See The Light“, wieder auf Fat Wreck. Wenn man sich diese Biografie vor Augen führt, dann muss man erst einmal sacken lassen, dass LESS THAN JAKE für acht Platten sechs Mal das Label gewechselt haben.
Dass die einzelnen Bandmitglieder neben Sleep It Off auch noch in diverse andere Labels verwickelt sind, macht die Sache obendrein kompliziert; ebenso wie der Fakt, dass LESS THAN JAKE vieler ihrer Alben zwei bis drei Mal neu veröffentlicht haben.
Deswegen sollten wir das nicht weiter aufdröseln, sondern uns auf das neue LESS THAN JAKE-Album konzentrieren. „See The Light“ ist im Prinzip so etwas wie „GNV FLA 2“. Sprich: musikalisch setzt das Album genau dort an, wo das Vorgängeralbum aufhörte.
Und dieses Vorgängeralbum spielt ja eine sehr wichtige Rolle für LESS THAN JAKE. Schließlich wurden sie durch ihre ersten vier Alben echte Protagonisten des Ska-Punk. Die zwei Sire-Platten wurden aber weitestgehend als Ausrutscher wahrgenommen, weil sie sehr poppig, wenn nicht gar gefällig waren.
„GNV FLA“ war dann LESS THAN JAKEs Rückkehr zu ihrem alten Sound. Die Platte war rau produziert, schnell und melodisch. Genauso ist auch „See The Light“ und genau deswegen ist „See The Light“ auch ein ganz tolles Album! Die Platte wurde von LESS THAN JAKE-Obersympath Roger Lima (Bassist) produziert und im bandeigenen Studio aufgenommen.
So konnte die Band auch hier wieder genau den Sound rausholen, den man bei LESS THAN JAKE immer liebte. Schon der Opener „Good enough“ startet mit einer schnellen Bläsersektion und Highspeed-Offbeat-Gitarren, die sich in einem wunderbar eingängigen Refrain auflösen.
Die erste Single „My money is on the long shot“ ist natürlich ein bisschen radiotauglich, aber bei weitem kein Vergleich zu Schmonzetten wie „The rest of my life“ von „In With The Out Crowd“.
Aber auch „See The Light“ hat seine melancholischen Momente, zum Beispiel „Bless the cracks“, das an „Look what happened?“ („Borders And Boundaries“) erinnert. Diese Momente bleiben aber in der Unterzahl, weil „See The Light“ summa summarum ein ein spaßiges Highspeed-Skapunk-Album ist, das Mitte der Neunziger locker 100.000+ Exemplare verkauft hätte.
Wie viele es heute werden? Keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich LESS THAN JAKE besser finde denn je.
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