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KONTROLLE

Egal

Im Herbst 2017 erschien das Demotape von KONTROLLE aus Solingen, seitdem habe ich die Band gefühlt ein Dutzend Mal gesehen und bin jedesmal aufs Neue begeistert, was Daniel und Carsten von BLANK und Andrew von MINUTES (okay, der kommt aus Düsseldorf) da hinbekommen haben.

Live ist die Weiterentwicklung schon deutlich erkennbar gewesen: Anfangs wirkte Bassist Daniel noch unsicher als Sänger deutschsprachiger Texte, mittlerweile hat er richtig Spaß daran, sein Vortrag ist gleichermaßen wütend wie leicht dramatisch und wenn man die Texte versteht oder liest, erkennt man auch deren feine Ironie.

Und wo Carsten, der hauptsächlich Gitarre spielte, anfangs seinen Synthie nur sporadisch einsetzte, ist dieser mittlerweile zum soundprägenden, aber sich nicht in den Vordergrund drängenden Element geworden, etwa um Andrews wuchtiges Schlagzeugspiel durch gezielte Dr.

Avalanche-Momente zu unterstützen oder Soundtupfer zu setzen. „Düsterpunk“ wird hier oft als Schlagwort verwendet, aber da denke ich an die mir viel zu langweiligen FLIEHENDE STÜRME – KONTROLLE haben mit ihrem Hardcore-Background eine weitaus druckvollere Variante geschaffen, mit treibender Gitarre, Wummerbass, Achtziger-Synthie-Effekten und das alles stoisch voranpeitschendem Schlagzeug.

Zehn bestens von Role von der Tonmeisterei in Szene gesetzte Songs finden sich auf dem Debütalbum „Egal“, das ich mittlerweile zigfach gehört habe und das mich immer noch begeistert. Nur das famose „Solitaire“ (hier in einer neuen Version) kennt man bereits vom 4-Song-Demo, die neun anderen Stücke sind neu.

Meine Favoriten sind neben dem Opener „Baumarkt“ mit der leicht hysterischen Beschreibung des Besuchs einer solche Einrichtung das durchaus politisch gemeinte „Ich volk mich um“, die ÖPNV-Hymne „Sitzen in der Bahn“ und der schleichende Rausschmeißer „Alle wollen Zahlen“, wobei das auch schon wieder unnötige Rosinenpickerei ist: „Egal“ ist eines jener Alben, auf denen sich keine schwachen Stücke finden.

KONTROLLE sind sowohl Traditionalisten mit klarem Bezug auf die Goth-Helden der Achtziger, aber vor allem eine gegenwärtige Band mit Wurzeln im (Post-)Hardcore der letzten zwanzig Jahre und in der Umsetzung, gerade weil sie eine richtige Band sind, noch überzeugender als etwa die echt guten FOTOCRIME.