Avantgarde? Spoken Word? Noise? Rap? Klingt nach schwerverdaulich? Ist es auch, aber nicht ausschließlich. Was Musik anbelangt, die in Pseudo-Kunst abdriftet, bin ich von Grund auf skeptisch. Umso erstaunter war ich, dass mir diese düstere Mischung aus Drums, Elektrobeats, Jazz-Gebläse, repetitiven Noiserock-Rhythmen (eigentlich Antagonismen) und portiönchenweise auftretender Pop von den Schweizern KIKU zu gefallen weiß.
Das ist keine Pseudo-Kunst, sondern Profi-Handwerk. Herausstechend ist der 13-minütige Song „Nuages“. Das liegt einerseits an den Rockstrukturen in allen drei Hauptteilen des Songs (rockiger Einstieg, SONIC YOUTH-ähnlicher Zwischenteil, Punk-Noise-Abschluss mit Groove), zum anderen aber am passenden (Sprech-)Gesang von Blixa Bargeld von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN/ex-NICK CAVE & THE BAD SEEDS.
An anderer Stelle wirkt mir Bargeld aber zu affektiert, etwa im Opener „Marcher sur la tête“. Na ja, wem’s gefällt ... Neben deutschen liefert Bargeld auch französische, englische und italienische Texte ab – letzteres im gelungenen Akustikgitarrenstück „Sì dolce è’l tormento“.
Der Song sticht durch Bescheidenheit (nur ein Instrument!) heraus. Als zweiter Lyriker/Sänger/Rapper/Wasauchimmer tritt in drei Songs der New Yorker Black Cracker aufs Parkett. So etwa in „Tête 2“ und „Ocean“, die sich zwischen Düster-Rap mit fettem Elektrobeat und Rock-Song mit Sprechgesang bewegen, natürlich ergänzt um hundert Instrumentspielereien.
Unter dem Strich überraschend gut!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #119 April/Mai 2015 und Maurus Candrian