„Simple Songs“ heißt das neue Album des als Produzent und Musiker recht umtriebigen Jim O’Rourke, was natürlich höhnisches Understatement ist. Denn bereits bei seiner ersten, in den Neunzigern aktiven Band GASTR DEL SOL (zusammen mit David Grubbs von BASTRO) war O’Rourke mehr an Musique concrète als an der zu dieser Zeit vor allem im Umfeld von Chicago aufkeimenden Begeisterung für Post-Rock interessiert.
In den letzten Jahren trat er vor allem als Mitglied von SONIC YOUTH in Erscheinung, die sich 2011 dann auflösten. Bei seinen eigenen zahlreichen Veröffentlichungen der letzten Zeit präsentierte sich O’Rourke meist von einer äußerst experimentellen, schwer verdaulichen Seite.
Aber in der Vergangenheit hat der Mann schon häufiger gezeigt, dass er keine Berührungsängste kennt, wenn es um eingängigere Klänge geht, wie zuletzt 2009 beim rein instrumentalen Kammerorchester-Pop von „The Visitor“.
Für „Simple Songs“ hat sich O’Rourke jetzt seit längerem ganz oldschooligem Songwriting gewidmet und ist auch als Sänger auf allen Tracks zu hören. Dabei entstand ein ganz exzellentes Album, das ähnlich wie das letzte von Ty Segall aus einem skurrilen Paralleluniversum zu stammen scheint, in dem der Psychedelic Rock der amerikanischen Westküste in den Sechzigern weiterhin den Ton angibt.
Das wird dadurch noch etwas kurioser, dass O’Rourke die herrlich barock und verspielt instrumentierte Platte in Tokio mit japanischen Musiker aufnahm, die dabei wahrscheinlich alle Hemden mit Paisleymuster trugen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #170 Oktober/November 2023 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #121 August/September 2015 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #86 Oktober/November 2009 und Thomas Kerpen